Es versetzt schon in Erstaunen, wenn es eine Kamerafirma schafft, allein auf das Gerücht hin, man würde in Kürze ein neues Modell herausbringen, Vorbestellungen im Handel auszulösen, wo viele Kameras anderer namhafter Hersteller in den Regalen dämmern und auf Käufer warten. Kaum mochte man am Abend der Vorstellung der Aussage des Vorstandsvorsitzenden Oliver Kaltner glauben, dass die Leica M10 nicht nur angekündigt werde, sondern ab sofort in den Leica Shops auch lieferbar sei. Andere Händler waren angehalten, die Kamera erst am 6. Februar 2017 an die Endkunden auszuliefern. Gleich welche Überlegungen hinter dieser Politik stecken, eins muss man Leica lassen: die Vorstellung des neuen Objekts der Begierde im eigenen Haus in Wetzlar war ganz großes Kino. Man hatte die Präsentation in ein Fest der Fotografie eingebettet, zu dem unter anderem der renommierte Fotograf Joel Meyerowitz den Leica Hall of Fame Award für sein Lebenswerk erhielt. Geehrt wurde er außerdem mit einer umfangreichen Ausstellung, die noch bis zum 31. März 2017 in der Leica Galerie Wetzlar präsentiert wird.
Eingebettet in die Vorstellung der neuen Leica M10 erhält Joel Meyerowitz
den Leica Hall of Fame Award von Karin Rehn-Kaufmann
für sein Lebenswerk als Fotograf.
Aber nun zum neuen Meilenstein in der Leica M Geschichte: der Leica M10. Womit erzeugt sie diesen Hype, in einer Zeit, wo den meisten Menschen ihr Smartphone zum Fotografieren genügt und wo die Industrie – von wenigen Ausnahmen abgesehen – tief in der Krise steckt, in einer Krise, die Leica hinter sich gelassen zu haben scheint und aus der das Unternehmen in neuem Glanz hervorgeht.
Dabei ist das Auffälligste an der neuen Leica M10 zunächst einmal, das was sie nicht hat. So hat sie im Vergleich zu ihren Vorgängermodellen deutlich abgespeckt. Nicht nur hinsichtlich Größe oder Gewicht. Auch die äußerlich sichtbaren Bedienelemente wurden getreu dem Leica Motto auf ‚das Wesentliche’ begrenzt. Neben einem allgemein üblichen Steuerkreuz auf der Rückseite der Kamera gibt es links neben dem starren Display nur drei weitere Tasten für Wiedergabe, LiveView und Menu. Ganz neu und erstmals bei einer digitalen M Leica zu finden, ist das Einstellrad rechts auf der Oberseite für die direkte Einsteuerung der ISO-‚Empfindlichkeit. Jetzt lassen sich alle relevanten Aufnahmeparameter wie Blende, Verschlusszeit und nun auch die ISO-Empfindlichkeit direkt einsteuern. Kein langes Eintauchen mehr in das Menu, um die gewünschte Empfindlichkeit festzulegen sondern ein direkter Zugriff, der es einfach und schnell macht, die richtige Einstellung für eine Szene zu wählen.
Die neue Leica M10.
Eine weitere Möglichkeit zur Beschleunigung der Einstellung situationsbezogener oder bevorzugter Parameter ist das schnell zugängliche Favoriten-Menü. Hier können Anwender Belichtungseinstellungen vorwählen, abspeichern und abrufen.
Überhaupt betont Leica, die M10 sei die schnellste digitale M, die man je gebaut habe. Das beginnt bei der enormen Empfindlichkeitsskala von ISO 100 bis zu ISO 50.000. Im Zusammenspiel des 24,3 MPix Vollformatsensors und des Maestro-Prozessors der jüngsten Generation verspricht die Kamera in jeder Lichtsituation ausgezeichnete Ergebnisse mit wenig Rauschen sowie hoher Schärfe und Brillanz. Der Dynamikumfang ist auch dank des großen Sensorformates ausgezeichnet und die spezielle Mikrolinsenstruktur des Sensors ermöglicht bis zu den Bildrändern gleichmäßig belichtete, scharfe Bilder. Der spezielle Sensoraufbau kommt ohne einen Tiefpassfilter aus, um auch wirklich das letzte Quäntchen an Detailgenauigkeit zu erreichen.
Dr. Andreas Kaufmann, Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitsanteilseigner
der Leica Camera AG mit der Ur-Leica und der Leica Vorstandsvorsitzende
Oliver Kaltner mit der neuen Leica M10.
Schnell sind auch die Bildfolgen mit 5 Aufnahmen in der Sekunde bei voller Auflösung. Das schafft die Kamera mit bis zu 30 Aufnahmen in Folge sogar im RAW-Format. Bei der Speicherung in JPG sind – je nach Kameraeinstellung – sogar 100 Aufnahmen in Folge möglich. Dazu wurde die Kamera auch mit einem ungewöhnlich großen internen Speicher mit einer Kapazität von 2 GB ausgestattet.
Schärfe gehört zur DNA von Leica und das Leica Messsuchersystem zählt wohl zu den präzisesten Einstellhilfen für die manuelle Entfernungseinstellung überhaupt. Zur Unterstützung bei der Fotografie mit LiveView bietet die neue M10 nun eine frei verschiebbare Lupenfunktion, mit der sich die Schärfe hochpräzise überprüfen lässt. Das ist nicht nur auf dem hochauflösenden Display auf der Rückseite der Kamera möglich sondern funktioniert auch mit dem optional erhältlichen Visoflex Sucher. Dieser ist zudem schwenkbar, sodass er sich nicht nur bei sehr hellem Umgebungslicht als äußerst nützlich bei der Bildgestaltung erweist, sondern auch Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven erheblich erleichtert.
Deckkappe der Leica M10: Links das neue Einstellrad für die ISO-Empindlichkeit.
Im elektronischen Sucher befindet sich auch ein GPS-Modul, über das sich die GEO-Daten des Aufnahmestandpunkts in die Bilddatei einbetten lassen. Die neue Leica M10 ist zudem mit einem WLAN-Modul ausgestattet, das die schnelle, kabellose Übertragung der Bilddaten auf mobile Apple Geräte ermöglicht. Dazu ist die Installation der Leica M-App auf dem iOS Smartphone oder Tablet erforderlich. Diese kann auch zur kabellosen Fernsteuerung der Kamera mit LiveView genutzt werden.
„Die Leica M ist das Herzstück, das Rückgrat und die Seele der Leica Camera. Die Leica M10 kombiniert State-of-the-Art Technologie und herausragende optische Leistung mit einem bewussten Fokus hin zu den traditionellen Vorteilen des einzigartigen Leica M-Systems. Dabei setzt die innovative Kamera mit ihrer Konzentration auf die wesentlichen fotografischen Funktionen erneut Maßstäbe und geht mit ihrem auf das Minimum reduzierten Bedienkonzept einen weiteren Schritt Richtung absoluter Perfektion. Die Leica M10 ist ein echtes Marken-Statement für Qualität und Handwerkskunst Made in Germany und Made by Leica“, äußerte sich Oliver Kaltner, CEO Leica Camera AG bei der Vorstellung des neuen Leica M Flaggschiffs am Firmenhauptsitz in Wetzlar.
Leica CEO Oliver Kaltner präsentiert die neue Leica M10.
Andreas Kaufmann, Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender der Leica Camera AG ist die jüngste Leica aber auch ein Präzisionshandwerkszeug, das zu künstlerischem Fotografieren animiert.
„Die neue M, die M10! Keine Kamera für jeden, aber für immer mehr derjenigen, die ein nachhaltiges System mit Zukunft lieben. Mit dem Messsuchersystem rahme ich mein Bild ein! Mit dem Messsuchersystem gestalte ich in den Fußstapfen der großen Meister! Mit dem Messsuchersystem schaffe ich meine fotografische Bildsprache! Die neue M10 mit der Fülle der Objektive – ein Produkt der Begierde für jeden Fotografen“, so Dr. Andreas Kaufmann.
Brigitte Henninges