Europafoto Geschäftsführer Robby Kreft und
Verwaltungsratsvorsitzender Andreas Manthey.
Wie schon zuvor die Ringfotogruppe auf ihrer traditionellen Herbstmesse in Erlangen sagte nun auch die europafoto Fachhandelsgruppe auf ihrer ebenfalls ausgezeichnet besuchten Herbstmesse in Bad Homburg der ab 2018 jährlich stattfindenden photokina ihre volle Unterstützung zu. Gleichzeitig betonte sie aber auch die Notwendigkeit einer jährlichen Herbstmesse, die für den Einstieg in die umsatzstärkste Saison unerlässlich sei. Die gemeinsame Entscheidung von europafoto und Ringfoto: Ersatzlose Streichung ihrer bisher individuell veranstalteten Frühjahrsmessen und die Zusammenlegung ihrer Herbstmessen zu einem größeren und bedeutenderen Event für den Fotofachhandel insgesamt. Eine von allen Beteiligten als „Win-Win“-Situation betrachtete Entscheidung.
Wie www.dasfotoportal.de bereits berichtete, soll die erste gemeinsame Herbstmesse 2019 auf dem modernen Gelände der Messe Nürnberg stattfinden. Von Robby Kreft und Andreas Manthey wird die Zusammenlegung der Herbstmesse als richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt kommentiert. Der nicht immer ganz reibungslose Wettbewerb zwischen den Handelsgruppen scheint endlich der Vernunft gewichen zu sein.
„Es wäre pure Verschwendung, wenn wir unter den gegebenen Umständen jeder an unseren eigenen Veranstaltungen festhalten wollten“, sagt europafoto Geschäftsführer Robby Kreft. „Als Kaufmann ist mir jede Verschwendung ein Gräuel“.
Schon seit einiger Zeit setzt europafoto auf ein effektives, sparsames
aber hoch kommunikatives Messekonzept.
Er selbst hatte für die Europafotogruppe schon von zwei Jahren ein neues Messekonzept realisiert. Das sich nicht zuletzt auch wegen des sparsamen Ansatzes bewährt hat: Kleine, enggestellte Messestände, die zwar auch, aber nicht in erster Linie der Warenpräsentation dienen, sondern die Kommunikation zwischen Handel und Lieferanten erleichtern sollten. Dazu gehörte auch das „Get-Together“ unter dem Motto „Handel trifft Industrie“ am Vorabend der Messe, wo in entspannter Atmosphäre manche Differenzen zwischen den Partner angesprochen und oftmals auch auf kurzen Wegen geklärt werden konnten. Nicht zuletzt fand hier auch der wichtige Erfahrungsaustausch unter den Kooperationsmitgliedern statt. Daran will man auch nach der Zusammenlegung der Messen festhalten. Ja dieser Aspekt soll sogar noch ausgebaut werden, denn auch die Party soll zukünftig gemeinsam gefeiert und die Gemeinsamkeiten betont werden. Perspektivisch wird die gemeinsame Messe keineswegs als Eintagsfliege sondern als eine zukunftsweisende Institution geplant. Auch der Veranstaltungsort für die erste gemeinsame Herbstmesse der beiden großen Fotofachhandelskooperationen, die Messe Nürnberg, fand in der Händlerschaft breite Zustimmung. Allerdings bemerkte Robby Kreft auch, dass „die Location nicht ganz billig“ sei und Andreas Manthey wies daraufhin, dass dieser sich daher möglicherweise als eine Eintagsfliege erweisen könnte. Konkret spräche aber sonst nichts gegen Nürnberg. Statt sich gegenseitig zu beharken, wollen die beiden Gruppen zukünftig bei gemeinsamen Problemen stärker zusammenarbeiten und dabei Kräfte bündeln, um Ressourcen zu schonen.
Kleine Stände, die eher dem Ideenaustausch als der Warenpräsentation dienen,
ist eine der Grundphilosophien der europafoto Fachhandelsmessen.
Die Feinde säßen nicht in Fürth oder Eschborn, so Robby Kreft sinngemäß, sondern in den Zentralen der internationalen Unternehmen wie beispielsweise Amazon oder Apple, die ihre hohen Gewinne nicht zuletzt der Steuerersparnis zu verdanken haben. Hier fordert er engagiert Wettbewerbsgleichheit, vor allem im Online Sektor.
Dabei betrachtet die europafoto Gruppe das Online-Geschäft keineswegs als Feindbild sondern im Gegenteil als ein flexibles Marketinginstrument, dass sich nicht zuletzt auch hervorragend nutzen lässt, um die vornehmste Aufgabe der Kooperation zu unterstützen: Kunden in die Läden zu bringen.
Die Frage an Robby Kreft, ob er nicht Angst haben müsste, dass zu viel Nähe die Mitglieder dazu bewegen könnte , das Lager zu wechseln beantwortete Robby Kreft eher gelassen.
„Wenn das zu befürchten wäre“, so der europafoto Boss, „dann hätte ich in den vergangen Jahren zu viel falsch gemacht.“
Auch eine Fusion der beiden Gruppen sehen er und Andreas Manthey nicht als besonders sinnvoll und daher auch nicht als wahrscheinlich an.
Fachvorträge gehören ebenfalls zum Konzept der Fotofachhandelsmessen.
„Die Strukturen und die Philosophien sind aus der Historie unserer beiden Gruppen doch sehr unterschiedlich“, bezweifelt Andreas Manthey die Wahrscheinlichkeit eines völligen Zusammengehens. „Ein erster Baustein, den wir jetzt angehen wollen, ist das Ausloten der Gemeinsamkeiten für gemeinsame Problemstellungen, um sie zukünftig zusammen besser angehen zu können, das ist jetzt erst einmal das Gebot der Stunde.“
Als ein großes, aktuelles Problem sieht er die Konsolidierung der Branche, die sich für viele Unternehmen als ernste Existenzbedrohung darstellt.
„Ich glaube nicht, dass es in den nächsten Jahren noch genauso so viele Fotofachhandelsgeschäfte geben wird, wie heute“, befürchtet Andreas Manthey. Die Rentabilität und die Zukunftsfähigkeit von Fotofachhandelsgeschäften zu stärken, sieht er als eine wesentliche Aufgabe der Kooperationen an. Aber er zweifelt stark daran, dass in einem schrumpfenden Markt noch jeder eine Überlebenschance hat.
„Läden in kleineren Orten haben gar nicht mehr das Kundenpotenzial, um zu überleben“, befürchtet Robby Kreft. „Die Anzahl der Städte mit über 100.000 Einwohnern, die es für eine gesunde Basis braucht, ist begrenzt. Wenn ich allein über das Hardwaregeschäft rede, dann brauche ich aber diese Einwohnerzahl als Kundenpotential.“
Geschäfte, die neben der Hardware auch Dienstleistungen anbieten können, die zusätzlich noch ein Studio betreiben oder erfolgreich Workshops veranstalten, haben nach Ansicht von Robby Kreft auch in kleineren Städten durchaus eine Überlebenschance.
Happy Landing für die inzwischen über 500.000 in Deutschland verkauften Drohen wünscht Matthias Rehberg, mit seiner Drohenlandeplane, einer margenträchtigen Zubehöridee.
Auch wenn sich Einiges durch Online Aktivitäten ausgleichen ließe, blieben die Chancen für ein erfolgreiches Ladengeschäft für Fotohardware begrenzt. Deshalb setze europafoto auf unterstützende Maßnahmen wie spezielle Warenangebote, die es in dieser Kombination nur bei seinen Mitgliedern gibt, auf Kommissionsware, die sich kapitalschonend bemerkbar macht und auch auf sogenannte Drop-Shipment-Geschäfte, wo Kunden, die Ware, die beim Händler nicht vorrätig ist, entweder am nächsten Tag bei ihm abholen können oder aber direkt nach Hause geschickt bekommen. Dabei spielen eine optimierte Logistik und ein umfassender Internetauftritt eine wesentliche, unterstützende Rolle.
„Bei diesem Konzept ist es natürlich entscheidend für den Kunden, dass wir ihm eine Garantie für den Liefertermin geben können“, unterstreicht Robby Kreft die Effektivität des Drop-Shipments bei europafoto.
„Diese Unterstützung des Handels ist Anfangs nicht von jedem in ihrer ganzen Tragweite verstanden worden“, berichtet Roby Kreft. „Der Händler muss nicht mehr gleich zehn Kameras eines Typs im Laden haben, wo ihm eine für die Präsentation und die andere zum Verkauf normalerweise reichen würden. Ebenso kann er nun auch seine Webaufträge direkt von der Zentrale in seinem Namen abwickeln lassen, wobei die Einlagerung deutlich preiswerter ist als bei ihm im Laden. Der Händler hat kein Abschreibungsrisiko und kein Lagerrisiko.“
Kaum ein Kunde kommt heute in ein Fotofachgeschäft, ohne sich bereits vorinformiert zu haben. Diese Produktinformationen hält auch die europafoto Gruppe auf ihrer Webseite bereit. Aber europafoto sieht das Internet nicht nur als Plattform für Produkt- oder Aktionspräsentationen. Die Einkaufsgruppe nutzt dieses Medium intensiv für die zielgruppenorientierte Werbung.
Dass der Schwerpunkt auf die Kommunikation untereinander lag,
spielgelt auch der Tagesablauf der Herbstmesse wieder.
„Da haben wir einen neuen, effektiven Weg gefunden, um auch regional begrenzt und für fest definierte Aktionen zu werben“, erklärt Robby Kreft. Er sieht im Medium Internet nicht in erster Linie eine Möglichkeit, rückläufige Ladenverkäufe durch Online-Verkäufe zu kompensieren. „Wir nutzen die Plattform vor allem als ein perfektes Medium, Kunden in die Läden zu holen.“
Eine wesentliche Herausforderung für den Fotofachhandel sieht Andreas Manthey zusätzlich im veränderten Anspruchsverhalten der Kunden.
„Wenn früher – manchmal auch zu recht – von der Service-Wüste Deutschland die Rede war, wo auch im Fotohandel manchmal Produkte einfach nur über die Ladentheke gereicht wurden und das war es, so kann heute so niemand mehr gute Geschäfte machen“, ist Andreas Manthey überzeugt. „Die Händler, die das begriffen haben, sind auch heute schon gut aufgestellt und haben auch trotz eines schrumpfenden Gesamtmarktes gute Überlebenschancen.“
Als eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg sieht Andreas Manthey eine hohe Angebotsvielfalt in den Läden.
Nach wie vor im Trend die Systemkameras von Olympus
und anderen Herstellern.
„Die Kunden wollen nicht nur eine oder zwei Kameramarken sehen und sich dazwischen entscheiden. Sie wollen die Vielfalt des Marktes erleben, was heute nur noch in Geschäften mit entsprechendem Umfeld möglich ist. Die Warenpräsenz trägt ebenso zum Eindruck der Kompetenz des Händlers bei. Wer beides seinen Kunden bieten kann, wird auch erfolgreich in unserem Segment bestehen“, so Andreas Manthey.
Besonders komplex und schwer zu analysieren scheinen die Veränderungen in der Umsatzentwicklung. Entsprachen die Jahresschwankungen früher saisonalen Erfahrungen so ließen sich die Spitzen und Täler in der aktuellen Entwicklung keineswegs mit bisherigen Erfahrungen vergleichen, berichtet Robby Kreft. Auch die Erfolge einzelner Händler sind nicht mehr allgemein den bisher bekannten saisonalen Schwankungen zuzuordnen sondern scheinen individuellen Bedingungen zu folgen. Trotzdem blickt man bei europafoto optimistisch dem Jahresabschluss entgegen.
„Wir gehen davon aus, dass wir 2017 etwa mit dem gleichen Umsatz rechnen können wie im letzten Jahr, was in einer rückläufigen Branche schon ein Erfolg ist“, so Robby Kreft. „Überraschend ist jedoch, dass die Entwicklung bei den Händlern sehr unterschiedlich verläuft. Da überlegen wir uns, ob weitere Unterstützungen für diejenigen Händler, die noch nicht so erfolgreich den Wandel vollziehen konnten, erforderlich sind“.