Olaf Kreuter, Olympus, Leitung Consumer Marketing Deutschland und Österreich
Frage: Anders als erhofft hat die photokina 2014 der Fotobranche nicht die nötigen Wachstumsimpulse beschert. Obwohl aktuell keine wirtschaftliche Krise das Kaufverhalten der Verbraucher beeinflusst und obwohl mehr fotografiert wird als je zuvor, müssen die Fotoindustrie und vor allem die Kamerahersteller erstmals seit 1945 Einbußen hinnehmen. Was ist passiert?
Olaf Kreuter: In einigen Bereichen müssen wir wahrscheinlich von einer gewissen Marktsättigung ausgehen. Im Spiegelreflex-Markt gibt es starke Einbrüche, und zwar ohne einen direkt erkennbaren äußeren Einfluss. Daraus lässt sich schließen, dass entweder diese Produkte nicht mehr so gefragt sind oder dass der Markt gesättigt ist.
Nun geht es ja Olympus offensichtlich besser als dem gesamten Markt. Wie erklären Sie sich das?
Die spiegellosen Systemkameras sind momentan – im Gegensatz zu DSLR – sehr gefragt. Das ist insofern interessant, weil beide Kategorien die gleiche Zielgruppe bedienen. Es gibt offensichtlich immer mehr Leute, die sagen, ich brauche keinen Spiegel in meiner Kamera und die erkannt haben, dass sie mit den kleineren und leichteren Systemen die gleichen, wenn nicht gar bessere Ergebnisse erzielen. Deshalb schrumpft der Markt für Kameras mit Spiegeln und der ohne ist im gesamten Kamerabereich der einzige, der stabil ist oder es sogar noch schafft, Zuwächse zu erwirtschaften.
Mit dem OM-D Photography Playground konnte Olympus
Anreize zum Fotografieren schaffen.
Woran liegt es, dass speziell die Marke Olympus im Kameramarkt so gut dasteht?
Wir haben früh genug und konsequent auf die neue spiegellose Technik gesetzt und so gegenüber anderen Herstellern einen klaren Entwicklungsvorsprung. Diesen haben wir genutzt und ein Kameraportfolio mit einem umfangreichen Paket an Features sowie das größte Sortiment an Objektiven für spiegellose Systemkameras auf den Markt gebracht. Heute, wo der Trend zu den spiegellosen Kameras tatsächlich immer stärker wird, können wir den Käufern drei OM-D- und zwei PEN-Kameras in verschiedenen Ausführungen und mit unterschiedlichen Objektiven im Lieferumfang anbieten. Da ist für jeden die richtige Lösung dabei. Wir sind einfach lange genug am Markt, haben ständig dazugelernt und können so unseren Vorsprung ausbauen.
Worin schlägt sich denn dieser Vorsprung nieder?
Das zeigt sich am deutlichsten in den Tests, deren Ergebnisse durchweg beweisen, dass unsere Produkte erstklassig sind. Sie sind ausgereift, überzeugend ausgestattet und bieten mehr als viele Konkurrenzprodukte. Unser Erfolg basiert sicherlich auch auf einer konsequenten Vertriebsstrategie, bei der wir eng mit unseren Handelspartnern zusammenarbeiten. Mit unserem Partnerprogramm bieten wir attraktive Bedingungen, die – im Vergleich zu Aktionen anderer Hersteller – beim Handel besser ankommen. Und ich denke, dass in den vergangenen Monaten auch die Marketingmaßnahmen einen Teil dazu beigetragen haben, dass unsere Produkte die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.
Die professionelle OM-D E-M1mit dem M.Zuiko Digital 40-150 mm
Welche konkreten Maßnahmen würden Sie da als besonders erfolgreich einstufen?
Wir gehen neue Wege in unserem Marketing, versuchen gezielt die Zielgruppen an unsere Kameras heranzuführen und sie für die Fotografie zu begeistern. Bei allen Marketingmaßnahmen bekommen Interessierte Gelegenheit, die Kameras in die Hand zu nehmen und tolle, wenn nicht gar einzigartige, Aufnahmen zu machen. Denn wir sorgen für die richtige Kulisse. Ein Beispiel hierfür ist der Olympus Photography Playground, der bisher von mehr als 138.000 Menschen besucht wurde, die Millionen Fotos und Videos gemacht und vielfach geteilt haben.
Was ist das Neue an Aktionen wie dem Olympus Photography Playground und sind solche Events in ihrer Wirkung nicht lokal auf den Veranstaltungsort beschränkt?
Nein, das glaube ich nicht. Zum einen haben wir es geschafft, mit dem lokalen Event eine überregionale Aufmerksamkeit zu erzielen. Daher geht die Wahrnehmung auch in den Medien deutlich über die lokalen Grenzen hinaus. Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir zudem gezeigt, dass man dieses Konzept auch transportieren kann. Wir waren neben Berlin auch in Hamburg und Köln sowie in Amsterdam und Wien. Aus dem Olympus Photography Playground ist eine internationale Erfolgsstory geworden.
Worin sehen Sie den besonderen Erfolg oder die Bedeutung solcher Events?
Wir haben bei diesen Events die besonderen Features unserer Kameras an konkreten, von Künstlern gestalteten und zum Teil auch interaktiven Installationen erlebbar gemacht. Die Besucher haben Spaß, machen tolle Aufnahmen und positive Erfahrungen mit unseren Produkten. Zudem haben wir gezeigt, was unsere Kameramodelle leisten können.
Nicht nur in Berlin bildeten sich am Eingang des Olympus
Photography Playground lange Besucherschlangen.
Welche Leistungsmerkmale sind das, die sie dort den Besuchen zu vermitteln versuchen oder vermitteln konnten?
Im Grunde geht es um das gesamte Spektrum an Features. Ob es sich nun um verschiedene Effekte wie zum Beispiel die Art Filter handelt, den superschnellen Autofokus, die einfache Bedienung über den Touchscreen, die Gesichtserkennung oder die Leistung der Kamera bei wenig Licht – das alles können wir auf dem Photography Playground erlebbar machen. Und letztendlich geht es auch darum zu zeigen, wie viel Spaß Fotografieren macht.
Wird Olympus diese Strategie auch zukünftig weiter fortsetzen, verändern oder ergänzen?
Ich glaube, dass die Strategie, unsere Kameras erlebbar zu machen, ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Marketingkonzeptes ist und auf jeden Fall weitergeführt wird. Wie das im Detail aussieht, können wir derzeit noch nicht erzählen, wir sind mitten in der Planung. Sicher ist, der Photography Playground wird nicht das einzige Projekt bleiben. Und es gibt ja auch noch die PEN, deren Vermarktung komplett neu ausgerichtet wird.
Wie wird dies aussehen?
Wir werden ebenfalls ganz neue Wege beschreiten und die Kameras klar für eine weibliche Zielgruppe positionieren. Dazu wollen wir verstärkt neue Kommunikationskanäle nutzen. Wir arbeiten beispielsweise mit Lifestyle-Bloggerinnen zusammen, für die unsere Kameras auch Fashion-Items sind.
Außerdem sind wir dabei, für das kommende Jahr weitere Schwerpunkt-Aktionen zu dem Thema Fotokunst zu vereinbaren, wie wir sie mit dem Photography Playground angestoßen haben. Wir werden u. a. Sponsor der Foto Triennale in Hamburg sein und wir sind mit einigen anderen Institutionen aus dem Bereich der Fotokunst auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere Kameras und die Fotografie erlebbar zu machen. Bei all diesen Maßnahmen werden wir dafür sorgen, dass es nicht heißt: Olympus sponsert diese Veranstaltungen, sondern, dass die Besucher jeweils die Olympus Kameras in die Hand nehmen, ausprobieren und erleben können.
Spass am Fotografieren: Hier auf dem Olympus Photography Playground in Wien
Wie sieht es mit Ihrem Workshop-Konzept aus?
Das werden wir ebenfalls intensiv weiterführen, optimieren und den Anforderungen entsprechend anpassen. Unser Anspruch ist es, Workshops, Schulungen oder Seminare für alle Fotointeressierten – vom Einsteiger bis zum sehr ambitionierten Amateur – anbieten zu können.
Für die Top-Modelle der Olympus OM-D-Kamerareihe nehmen sie ja nicht nur den Premium Status in Anspruch, sondern attestieren ihnen auch professionelle Eigenschaften?
Das ist richtig: Die OM-D E-M1 ist für den professionellen Einsatz entwickelt worden und ihre Ausstattung wird dem voll gerecht. Das beweisen zahlreiche Testergebnisse und natürlich die Aufnahmen, die mit der E-M1 entstehen. Die Objektive unserer Pro-Serie bieten zudem eine durchgehend hohe Lichtstärke und sie sind staub-, spritzwasser- sowie frostgeschützt. Sie überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie. Das 40-150-mm-Objektiv hat ja gerade den Marketing- und Innovationspreis der Fotowirtschaft bekommen. Wir sind uns bewusst, dass der weitaus größte Teil der Käufer, ambitionierte Amateurfotografen sind. Das ist bei anderen Anbietern professioneller Kameras allerdings auch der Fall.
Wird es denn in naher Zukunft weitere Produkte mit professioneller Ausrichtung geben?
Zwei weitere Pro Objektive, ein 7-14-mm und ein 300-mm sind ja bereits angekündigt. Es wird im Laufe des nächsten Jahres sowohl im Kamerabereich als auch bei den Objektiven weitere Neuheiten geben. Für alle Neuentwicklungen gilt: Wir werden Bewährtes bewahren und entsprechend den Anforderungen des Marktes weiterentwickeln.
Was fehlt ist ein spezieller Profiservice, wie ihn andere Hersteller professioneller Systeme wie Canon und Nikon schon lange bieten und Sony jetzt für seine Topmodelle angekündigt hat. Denkt Olympus daran, professionellen Nutzern einen bevorzugten Service zu bieten?
Wir bieten bereits einen speziellen Service, den wir nicht Profi-Service nennen. Bei uns heißt das Service Plus. Wer eine OM-D E-M1 kauft, bekommt automatisch, ohne zusätzliche Kosten die Service Plus Betreuung angeboten. Das beinhaltet drei Komponenten: Es gibt eine eigene Hotline, über die Kunden bevorzugt bedient werden, falls es Probleme mit der Kamera geben sollte. Es kann ein Termin zur Abholung der Kamera vereinbart werden. Bei der Reparatur gibt es eine sogenannte Fast-Lane, über die Reparaturen bevorzugt ausgeführt werden, so dass die Kamera schnell wieder zurückgeschickt werden kann. Und das zusammen mit einem Brief von dem Mitarbeiter, der die Kamera repariert hat. Er beschreibt kurz, was gemacht wurde, damit Kunden ein noch besseres Bild von ihrer OM-D bekommen können.
OM-D-Promotions mit Kamera-Ausleihe bieten Interesenten Gelegenheit,
OM-D_Kameras auszuleihen.
Bei welchen Gelegenheiten oder Events werden interessierte Kunden in den kommenden Wochen Olympus Produkte erleben können?
Olympus wird in 2015 natürlich wieder Partner des Umweltfotofestivals Horizonte Zingst sein. Hier sind wir seit 2012 Premiumpartner und werden im Rahmen dieser Partnerschaft unser Engagement weiter verstärken. Ebenso sind wir Premiumpartner des Oberstdorfer Fotogipfels. Auch hier planen wir umfangreiche Maßnahmen, um das Thema Fotografie auf vielfältige Weise zu präsentieren. Dazu gehören eine große Fotoausstellung von unseren Olympus Visionaries sowie ein spannendes Workshopangebot. Darüber hinaus sind wir im Gespräch zu weiteren großen Fotoprojekten. Mehr dazu in Kürze.
Herr Kreuter, vielen Dank für das Gespräch.