Der Weg zur Photo Elite?
„Komm auf Dein nächstes Level“ lockt die Titelzeile der Photo Elite Webseite und preist sich selbst als das „neue Programm für alle, die besser fotografieren wollen“ an. Dazu haben die Initiatoren und Betreiber des Fotoclubs sogar ein eigenes Manifest mit zehn Punkten veröffentlicht. Darin ist als fünfter Punkt beispielsweise die Binse zu lesen: „Zielgerichtet angeleitetes konzeptuelles Arbeiten an der eigenen Fotografie öffnet die Augen für weitere kreative Impulse aus dem Alltag wie beispielsweise das Betrachten von Kunstwerken oder Filmen.“
Aber auch die beiden ersten Paragrafen lassen bereits erkennen, wie hoch der Anspruch der selbst ernannten Photo Elite hängt. Da heißt es:
„1. Wir lieben die Fotografie als ein zentrales Element unseres Lebens, aus dem wir kreative Kraft für alle Bereiche unseres Alltags schöpfen.
- Wir sind davon überzeugt, dass alle Foto-Begeisterten das Potential haben, in jeder Phase ihres Lebens noch bessere Fotografen/innen werden zu können. Niemand wird durch ein Limit für seine persönliche fotografische Leistung begrenzt.“
Nun ja, das Limit bleibt der Geldbeutel. Leider gibt es auch noch kein Stipendium der Betreiber für finanziell Minderbemittelte. Aber es werden neben dem Versprechen der kreativen Erbauung und dem Erreichen des „Next-Level“ auch geldwerte Gegenleistungen für den hohen Einsatz versprochen. Doch dazu später.
Wolfgang Heinen, Hands Dampf in allen Fotogassen, Geschäftsführer
Imaging Media House, Berlin Photo Week, Infomax und Vieles mehr…
Die Väter, des Photo Elite Clubs sind die beiden Gründer und Inhaber vom Imaging Media House, Wolfgang Heinen und Florian Schuster sowie der Profi-Fotograf und Referent Dr. Micha Pawlitzky. Das Imaging Media House ist ein sich kontinuierlich ausbreitendes Konglomerat aus Verlagen von Fotozeitschriften, Händler-Magazinen, Online-Publikationen, eigener PR-Agentur und Beteiligungen an Fotofestivals. Sollte tatsächlich die Obergrenze von 500 Nachhilfeschülern in Sachen Photo Elite den Ehrgeiz haben, sich eine Platinum Mitgliedschaft zu leisten, so würde dies allein den drei Initiatoren einen Umsatz von weit über einer halben Mio. in die Kasse spülen.
Doch den zahlenden Mitgliedern wird für ihren Einsatz nicht nur ein hoher ideeller sondern auch bezifferbarer, geldwerter Gegenwert versprochen: Bei der Platinum Mitgliedschaft liegt dieser laut Betreiber bei 3.000 Euro bei den Gold-Mitgliedern liegt der Wert der versprochenen Gegenleistung entsprechend niedriger bei 2.000 Euro. Also eine im Vergleich zu den Kosten gut angelegte Investition?
Allein der Wert der „Kreativschule“, von den Veranstaltern in die Module „Monatliche Kreativschule“ und „Kreativschule Live“ aufgeteilt, die Monat für Monat die Teilnehmer auf „neue Motivideen“ bringen und so „neue Kreativität wecken“ soll, wird insgesamt mit einem Wert von 720 Euro beziffert. Das ist bereits mehr als die Hälfte der Miete. Dabei ist der geistige Gewinn gar nicht zu beziffern, also unbezahlbar, wie beispielsweise die Veröffentlichung der besten Bilder der Mitglieder in der Zeitschrift Chip Foto-Video, in Ausstellungen oder bei einer Bildagentur suggerieren soll.
Diese Experten stehen den Photo Elite Aspiranten zur Seite.
Ein PR-Kunde der zum Imaging Media Houses gehörenden Agentur Infomax verspricht den Mitgliedern der Photo Elite sogar eine zeitlich unbegrenzte Gratis-Lizenz seiner Bildbearbeitungssoftware Luminar im Wert von 80 Euro. Mit ganzen 480 Euro beziffern die Cleverles von der Photo Elite Plattform die monatlichen Bildbesprechungen, bei denen eine Auswahl von Photo Elite Experten eingereichte Teilnehmerbilder bespricht und fundiertes Feedback in einem rund einstündigen Webinar geben soll, an dem alle Mitglieder teilnehmen können. Eine Schar von um die 20 mehr oder weniger bekannter Experten der Fotoszene sollen sicherstellen, dass auch wirklich jeder zahlende Kunde den nächsten Level erreicht. Verwunderung und Erstaunen löst allerdings aus, dass sich auch zwei anerkannt seriöse und sehr erfolgreiche Fotografen und Fotodidakten als Experten zum Manifest der Photo Elite bekannt haben: Rolf Nobel und Bernd Römmelt.
Klar, dass die Teilnehmer zur geistigen Erbauung auch ein Gratis Abo der im Imaging Media House erscheinenden Fotozeitschriften wie Chip Foto-Video, Photo Presse, N-Photo und Photoklassik im Wert von 200 Euro erhalten (auch ein Weg der Steigerung der Abonnentenzahl für die Publikationen des Veranstalters IMH)
Next Level: für die Photo Elite Teilnehmer:
Cover des Fotomagazins Chip Foto Video.
Mit der Platinum Mitgliedschaft kaufen sich die Next-Level-Aspiranten schließlich auch eine Eintrittskarte für den VIP-Abend der Berlin Photo Week inklusive Zutritt für alle Veranstaltungen und zum Dinner am VIP-Abend. Schließlich ist einer der Gründer der Photo Elite Plattform auch Geschäftsführer des Berliner Fotofestivals, das mit Unterstützung der Messe Berlin, also indirekt auch von Berliner Steuergeldern finanziert wird. Ruhm und Ehre der Photo Elite mitfinanziert vom Fiskus? Keineswegs, sondern aus der Kasse ehrgeiziger Fotofans, die sich – wie versprochen – unabhängig von Talent und Begabung ihren Aufstieg auf den nächsten Level in der Fotografie erhoffen! Warum sie das machen? Weil Sie es sich leisten können!