Einblicke in die Zukunft: Konzeptstudie des Printermoduls von Ricoh, Kamera- sowie Objektiv-Prototypen von Sony, das spiegellose C-Mount-System von Kenko und das Lens-Modul von Ricoh.
Die Geschäfte laufen gut – zu gut als dass sich die Platzhirsche noch etwas wirklich Neues einfallen ließen. Sie lehnen sich zufrieden zurück und warten darauf, dass die Kleinen sich die Finger verbrennen und ihnen dann den mühsam gesäten Markt geschwächt überlassen. Doch schon oft haben sich die Großen, die sich zu sehr auf ihre Marketing-Power und die Stärke im Markt verlassen haben, vom ehrgeizigeren und ideenreicheren Wettbewerber überholen lassen. Ein wenig scheinen den Topplayern im Imaging Markt die Ideen auszugehen. Innovative, richtungsweisende Produkte kommen eher von den Kleinen, die mutig in die Zukunft schauen. Auf dem ersten Blick scheinen die Großen jedoch alles richtig gemacht zu haben. Das bestätigen ihnen zumindest die erfolgreichen Verkäufe im vergangenen Jahr. Doch die Zuwächse können täuschen. Noch haben die Umsätze nicht die Rückgänge in der Krisenzeit aufwiegen können. Noch setzen viele Hersteller auf den Preiskampf und noch glauben sehr viele, die Erfolgsproduktlinien der vergangenen Jahre gemütlich mit einfachen Verbesserungen fortsetzen zu können.
Marktforscher wie Liz Cutting, NPD und Kenneth Wong, GFK Asia gaben Einblicke in die globale Entwicklung der Imaging Märkte.
Die Marktforscher warnen jedoch davor, sich auf dem schönen Wachstumspolster des vergangenen Jahres auszuruhen. Sie sehen anders als der Großteil der Industrie grundlegende Veränderungen bei den Verbrauchern in der Nutzung fotografischer Produkte. Das zumindest belegten die Referenten von GFK, NDP und CIPA in ihren sehr gut besuchten Marketing Seminaren im Pacifico Kongress-Center in Yokohama. Hier bekamen die Teilnehmer aus der Imaging Welt einen weit richtungsweisenderen Einblick in die Zukunft der Imaging Welt als auf der Messe selbst.
Impressionen aus der Messehalle
Das war auch nicht anders zu erwarten. Schließlich ist es immer ein schwieriger Spagat für die Veranstalter, wenn sich ihr Event sowohl an die Verbraucher als auch an den Handel wendet. Der ersten CP+ ist dies hervorragend gelungen. Vielleicht wirkte die Messe selbst mit weit unter 100 ausstellenden Firmen eher bescheiden und gab nur begrenzt Ausblick, was in den nächsten Jahren die Fotowelt dominieren wird. Alle aktuellen Produkte, die den Frühling und teilweise auch den Sommer des Fotojahrs bestimmen werden, waren jedoch zum Anfassen für das begeistert nach Yokohama strebende Publikum vorhanden. Insgesamt stömten an den vier Messetagen 49.368 registrierte Besucher nach Yokohama. In den Ausstellungshallen aber auch bei den zahlreichen Workshops zur Fototechnik und Bildgestaltung drängte sich das Publikum.
Impressionen aus der Messehalle
Geschickt war auch die Trennung von Publikum und Fachbesuchern geregelt. Geschäftlich interessierte Besucher hatten die Möglichkeit, zwischen 10 und 12 Uhr vormittags, während die Verbraucher noch keinen Zutritt hatten, sich ohne großes Gedränge zu informieren.
Da die ganze Ausstellung sich auf eine Messehalle beschränkte, dürfte das auch genügen, um sich einen ersten Überblick über das Angebot der etwa 90 Aussteller zu machen. Allerdings lohnte es sich auch, ein wenig zu suchen. Denn neben den aktuellen Produkten für die kommende Verkaufssaison, wagte doch so mancher Hersteller wie Cosina, Kenko, Ricoh, Sony oder Cosina den ein oder anderen Prototypen in der Planung befindlicher neuer Produkte versteckt in der Glasvitrine zu zeigen.
Impressionen aus der Messehalle
Täglich steigende Besucherzahlen zeigten, dass sich die erfolgreiche Premiere der CP+ schnell herumgesprochen hat. Dass die Rekordzahl von über 15.000 Tagesbesuchern am 11. Februar erreicht wurde, wurde allerdings auch dadurch begünstigt, dass dies in Japan ein Feiertag war.
Will man als europäischer Besucher ein Fazit ziehen, so kommt einem allzu schnell der Vergleich mit den bei uns stattfindenden Großmessen wie photokina aber auch die anderer Branchen wie IFA, CeBIT oder die Internationale Automobilschau in den Sinn. Auch mit der amerikanischen Consumer Electronic Messe (CES) wird sich die CP+ nicht vergleichen lassen wollen. Sie steht vielmehr in Konkurrenz zur einstigen PMA, die in diesem Herbst unter dem Namen CliQ einen Neuanfang wagen wird. Auch diese will sich bis zu einem gewissen Grad ein ähnliches Konzept aus einer Mischung von Fachausstellung, Consumer-Show, Fach- und Verbraucher Seminaren und Schulungen zu eigen machen.
Die vielen Schulungen, Seminare und Workshops kamen bei den Besuchern
sehr gut an.
Letzeres war sicher auch die größte Leistung der CP+. Während der vier Tage dauernden Veranstaltung boten die Veranstalter ein umfangreiches, hoch karätiges, interessantes Informations- und Schulungsprogramm, sowohl für Fachbesucher als auch für Verbraucher. Hier erklärten nicht nur Marketing-Experten den Herstellern die zukünftige Entwicklung der Imaging Märkte, hier erläuterten auch Entwicklungsingenieure ihre Produkte und diskutierten deren Nutzen mit einer in überraschend großer Zahl erschienenen interessierten Kunden.
Die CP+ besitzt international bestimmt noch ein attraktives Wachstumspotential. Allerdings wäre es dazu auch nötig, dass die Aussteller ihre Produkte und deren Spezifikationen zumindest auch in Englisch kennzeichnen. Das war in den Workshops und Seminaren mit Simultanübersetzungen hervorragend gelöst. Hier könnten sich viele Aussteller am Veranstalter ein Beispiel nehmen.
Kameras, Objektive und Zubehör werden immer bunter
Insgesamt lässt sich ein positives Fazit zum neuen Messekonzept der Cipa ziehen. Für die Zukunft der Imaging World hat sie einige wichtige Trends deutlich gemacht:
- Der Wunsch der Verbraucher nach individualisierten Produkten mit modischen Designs und in vielen Farbvarianten.
- Die Suche nach mehr Flexibilität beim Austausch von Zubehör unter den Systemen.
- Das wachsende Verständnis der Verbraucher dafür, das Pixelzahlen allein kein Kriterium für Bildqualität sind und dass sie weniger Pixel bei höheren Preisen durchaus akzeptieren, wenn es der Bildqualität nutzt.
- Verbraucher wollen es einfacher und im wahrsten Sinne des Wortes leichter haben. Nach Aussagen der Marketing Experten werden sich auch die Fotoenthusiasten den neuen Systemkameras zuwenden, sobald sie feststellen, dass damit gleiche oder sogar höhere Bildqualität zu erreichen ist.
Beliebtes Fotomotiv auf der CP+ Messe: Die charmanten Hostessen.
Die Freude der Verbraucher an kreativer Betätigung wächst mit zunehmend einfacherer Bedienung. Darauf wiesen die Marktforscher immer wieder hin. Kameras, die jeder immer dabei haben kann, die einfach zu bedienen sind, individuelle Ausbaumöglichkeiten sowie flexible Gestaltungsmöglichkeiten bei hervorragender Bildqualität bieten, gehört Trendberichten zufolge die Zukunft. Aber war das nicht eigentlich schon immer so?