Nahezu zeitgleich mit dem Beginn des Siegeszuges der Smartphones rief der Verleger und Fachjournalist Thomas Blömer vor neun Jahren das Business Forum Imaging ins Leben: Heute ein etablierter Fachkongress der KoelnMesse, auf dem hochkarätige Experten aus der Fotoindustrie und dem Fachhandel die Veränderungen durch die Digitalisierung identifizieren, diskutieren und analysieren, um neue Märkte auszumachen und Beispiele für den erfolgreichen Umgang mit dem digitalen Wandel aufzuzeigen.
Der Weg war das Ziel, könnte man sagen, wenn man die bisher neun von Aufbruchsstimmung, Hoffnungen, Visionen aber für manchen Händler und manches Industriemitglied von Überlebenskampf und Zukunftsängsten geprägten Foren Revue passieren lässt. Die Suche nach der perfekten Lösung war stets auch von Zweifeln begleitet. Auf dem diesjährigen Kongress war Vieles anders. Zwar sorgte Thomas Blömer, nach wie vor verantwortlich für das zukunftsweisende Programm und die Expertenauswahl, mit seinen launigen Lautsprecherdurchsagen für Pünktlichkeit und Einhaltung der Redezeiten, doch nicht nur die Besucherzahlen auch die Stimmung war auf Rekordhoch. Teilnehmer und Veranstalter waren überzeugt, die erste Stufe des Wandels erfolgreich genommen zu haben.
Thomas Blömer, Verleger, Fachjournalist und Initiator des BFI.
Unter dem Motto „Creating New Realities“ diskutierten rund 240 unabhängige Experten, Top-Manager der Imaging-Branche, Bilddienstleister, Fachhändler und Anwender, wie der Handel die neuen Dimensionen des Imaging zukünftig für sich nutzen kann und welche Konsequenzen die fortschreitende Digitalisierung für traditionelle Geschäftsmodelle hat. Knapp sieben Monate vor der photokina erwies sich der Kongress als ein erstes Appetithäppchen auf die Weltleitmesse, mit spannenden Ausblicken auf die dynamische Entwicklung digitaler Imaging- Technologien und zukunftsweisender Marketingstrategien.
Trotz des Titels „Creating New Realities“ bezog der Kongress schwerpunktmäßig nicht nur den technologischen Fortschritt im Bereich Virtual, Augmented und Mixed Reality mit ein, sondern thematisierte ebenso den Schaffungsprozess neuer Imaging Welten mit Hilfe innovativer Aufnahmesysteme, intelligenter Bearbeitungstechnologien und der Anwendung künstlicher Intelligenz. Fotos und Videos als Kommunikationsmittel zu verstehen und auf die Mediennutzung der Generation der Digital Natives zu reagieren, war ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der im Rahmen der Konferenz diskutiert wurde. Nicht zuletzt bieten die neuen Realitäten Chancen für das Marketing: Nie gab es so viele Möglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen digital erlebbar zu machen und damit den Vertrieb zu unterstützen.
Martin & Giorgio Koppehele, CEOS Magic Horizons.
Die Konferenz startete mit dem Vortrag von Martin & Giorgio Koppehele, Geschäftsführer von Magic Horizons. Die angesehenen Produzenten und Songwriter kombinieren immersiven Sound mit computergenerierten Bildern (CGI) für neue Erlebnisformen. Die Multimediakünstler stellten zudem Geschäftsmodelle vor, die zeigten, welchen Mehrwert Virtual Reality erzielen kann.
Das Überraschende bei der Ankunft in der neuen Welt der Bilder, waren die dort nicht nur in Nischen wiederbelebten und vor allem von jungen Menschen neu- bzw. wiederentdeckten Produkte aus der gerade hinter sich gelassenen haptischen Welt. Gedruckte Bilder sind ein Renner. Für diese inzwischen vorzugsweise mit Smartphones festgehaltenen Erlebnisse präsentierte Ralph Naruhn, Geschäftsführer von di support, mit dem PrintCube ein umfassendes Konzept, mit dem man an jedem Ort der Welt am Smartphone personalisierte Bildprodukte gestalten und diese sofort im Geschäft produzieren lassen kann.
Kyran O’Kelly, Fujifilm Ireland.
Diesen Trend bestätigte auch Kyran O’Kelly, General Manager Fujifilm Irland, der die weltweite Begeisterung der Generation Y für die „Square Prints“ der instax Sofortbildkameras schilderte. Wer erlebt hat, wie Fujifilm Marketing Manager Manfred Rau bei einem Golfturnier der Handelszeitschrift Fotowirtschaft in Reit in Winkl mit einer der ersten wiederaufgelegten instax Kameras von Tisch zu Tisch zog und den Gästen dort gleich die Bilder mit Datum und Unterschrift präsentierte, der wusste damals schon, dass hier ein riesiges Marktpotenzial schlummerte, das sich inzwischen vom Trend zur Mode gemausert hat.
Helena Babic, Head of Marketing DACH & PR EAMER,
Kodak Moments Division, Kodak Alaris.
Die Knochenbeilage, wie Professor Dr. Steinorth, einst Justitiar und Pressechef des leider zum Zwerg geschrumpften Gelben Riesen, Kodak, die Vorträge von Sponsoren auf Kongressen bezeichnete, war auf diesem Kongress nicht nur als notwendiges Übel akzeptiert, sondern rief sogar geradezu Begeisterung hervor. So geschehen bei dem Beitrag von Helena Babic, Marketing Manager bei Kodak Alaris, die über die Wiederbelebung großer Marken anhand der Beispiele BMW Mini, Converse und natürlich Kodak Moments referierte. Eine ebenso emotionale, mitreißende aber auch hochinteressante Präsentation über die Emotionalität großer, totgeglaubter Marken und die Möglichkeiten, ihnen neuen Glanz zu verleihen.
Hans Hartmann, Suite 48 und Floris van Eck.
Zu den Wegen, den Wandel zu meistern, gehört auch die Auseinandersetzung mit der Customer Journey und Experience, sprich den Entscheidungsprozessen und dem Kundenerlebnis. Ob im stationären Handel oder auch online und vor allem mobil spielt die Kundenzufriedenheit eine herausragende Rolle. Dabei können beispielweise auch AR Shopping Apps, wie sie von Hans Hartman, Präsident von Suite 48 Analytics präsentiert wurden, weiterhelfen. Zu den gezeigten Beispielen zählte die Wiedergabe von Videos aus Fotobüchern oder die Simulation einer Fotowanddekoration im Wohnzimmer.
Professor Dr. Gerrit Heinemann, Universität Niederrhein.
Prof. Dr. Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein kommt in seinem Buch „Die Neuerfindung des stationären Einzelhandels“ gar zu dem Schluss, dass der Fachhandel die Erfolgsprinzipien des digitalen Business nutzen sollte, um Kunden zeitgemäß anzusprechen und für ihre Geschäfte zu begeistern. Er präsentierte übrigens seine Thesen zur Begegnung der digitalen Herausforderung ganz ohne die üblichen Powerpoint Charts und setzte auf die Kraft der Worte. Geht auch und zwar sympathisch und einprägsam.
Ein wesentlicher Punkt des BFI ist die Möglichkeit des Austauschs unter Besuchern, Sponsoren und Referenten in der Ausstellungs- und Networkzone des BFI sowie die traditionelle Abendveranstaltung in den Rheinterrassen.
Die Themen des diesjährigen BFI boten einen Vorgeschmack auf die diesjährige photikina, die im Herbst vom 26.bis 29. September 2018 in Köln stattfindet und sich ebenso wie die gesamte Branche am Wendepunkt zum digitalen Wandel befindet. Erst erfolgreiche Schritte wurden mit dem BFI aber auch mit der ebenfalls erfolgreich etablierten und parallel stattfindenden Digility, Konferenz und Expo für Digital Reality getan. Nähere Informationen zu diesen Veranstaltungen finden Sie unter www.photokina.de und www.digility.de.
Brigitte Henninges