Zu den wichtigsten und interessantesten Veranstaltungen zwischen den Messeterminen zählt das Business Forum Imaging, ein von dem Publizisten und Verleger Thomas Blömer organisiertem und in Zusammenarbeit mit der KoelnMesse http://www.koelnmesse.de und dem Photoindustrie Verband (PIV) jährlich veranstalteten Kongress zu aktuellen Entwicklungen und Trends der Imaging Branche.
Thomas Blömer, Initiator und Organisator des BFI Kongresses.
Auch in diesem Jahr machte das Business Forum Imaging wieder richtig Appetit auf die photokina, das im Herbst vom 20-25. September 2016 stattfindende Branchentreffen der Imaging World. Vom 2.bis 3. März referierten und diskutierten im Kongresszentrum der KoelnMesse Experten der Branche im Rahmen eines hochkarätigen Programms über aktuelle und zukünftige Entwicklungen der Imaging Industrie und des Handels. Thomas Blömer, verantwortlich für das anspruchsvolle Vortragspogramm, moderierte die Veranstaltung und führte kompetent und auch mit Witz durch die Schlag auf Schlag antretenden Referenten. Dennoch blieb zwischen den Präsentationen immer wieder genügend Zeit für direkte Fragen an die Redner und auch zum Gedankenaustusch der Kongressteilnehmer untereinander, der seinen Höhepunkt in der anregenden Abendveranstaltung in den Rheinterrassen fand.
Um die stets geäußerte Kritik an solchen Veranstaltungen vorwegzunehmen: Der breite Raum, der den Sponsoren, die sie erst ermöglichen, eingeräumt wird, stößt manchem zahlenden Kongressteilnehmer unliebsam auf. Verständlich, will er doch so wenig wie möglich mit Werbung berieselt werden, wenn er sich eine Fortbildung leistet. Wer allerdings die Möglichkeiten der Veranstalter solcher Events betrachtet, der wird schnell erkennen, dass ohne das Engagement der Sponsoren hochkarätige Kongresse wie das Business Forum Imaging nicht zu realisieren sind. Konkret zu der diesjährigen Veranstaltung muss der Chronist zugestehen, das selbst die ‚Werbeblöcke‘ der Referenten der Sponsoren sich durch hohen Informationsgehalt ausgezeichnet haben. Im Gegenteil: gerade vornehm hielten sich die Veranstalter der photokina die KoelnMesse und der PIV zurück, die gerade erst den Vorhang auf die diesjährige Messe und ihr neues Konzept gelüftet hat und hier eine optimale Plattform zur Präsentation ihres ‚neuen Look and Feel‘ sowie dem versprochenen Feuerwerk neuer Ideen gelüftet hatte.
Doch umso mehr Raum fanden neben den Gold Sponsoren Canon, CeWe und Fujifilm und den Unterstützern in der zweiten Reihe disupport, EcceTerram, HPix, Imaging Solutions, Kodak alaris, Mitsubishi, Noritsu Panasonic und Yunneec, die übrigen Referenten zum Thema ‚memories, dynamics, innovations‘.
Professor Dr. Christiane Hipp hjielt den Eröffnungsvortrag am ersten Kongresstag.
Schon der Eröffnungsvortrag von Frau Professor Dr. Christiane Hipp von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg zum Thema ‚Dynamische Unternehmen: Neue Geschäftsmodelle durch Innovationen‘ machte klar, welche tiefgreifenden Umwälzungen die Branche gerade erlebt und welche sie noch zu erwarten hat. Ihre These: Innovation ist immer auch schöpferische Zerstörung“ und ihr ernüchterndes und aufrüttelndes Statement: „Selbst die Top-Unternehmen in der Hightech-Branche werden nach zehn Jahren zu mehr als 50 Prozent von der Spitze verdrängt. Als ein eindrucksvolles Beispiel für die Dynamik der Entwicklung des Internet of Things zitierte sie eine Aussage von Hannes Ametsreiter, Deutschland Chef bei Vodafone gegenüber der Wirtschaftszeitung Handelsblatt „…35 Millionen Maschinen kommunizieren schon über unsere SIM-Karen. Der Bereich wächst zweistellig.“ Weitere Kapitel über die Frau Dr. Hipp referierte war die digitale Wertschöpfung, wo sie eine enge Verbindung zwischen Technologie, sprich Hard- und Software, sowie von Dienstleistungen beschrieb. Sie streifte die wichtigsten Trendthemen der Digitalisierung wie „Connected Cars“ und „Autonomous Driving“ ebenso wie die dramatischen Veränderungen im Bankenwesen. Zu letzterem nur der Hinweis auf ein Zitat aus Christoph Heeses Buch Silicon Valley (s. 260): „Die Hälfte aller Finanzberater werden bis 2024 durch Künstliche Intelligenz ersetzt und die Wallstreet durch selbstlernende Computer beherrscht.“ Das Ende ihres Vortrages befasste sich mit der Frage: „Wie werden wir erfolgreiche Innovatoren?“ Die Quintessenz ihres Vortrags fasste sie ebenfalls mit einem Zitat des amerikanischen Informatikers Alan Kay zusammen: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen besteht darin, sie zu erfinden. (The best way of predicting the future ist to invent it)“.
Heribert Tippenhauer, Global Director Photo, GfK Retail and Technology.
Harte Tatsachen berichtete Heribert Tippenhauer, Global Director Photo, Office and Stationary, Consumer Choices, GFK Retail and Technology, in seinem darauffolgenden Vortrag: “Imaging Bestsellers –Dynamics by Innovation”. Er sagte einen weiter rückläufigen Markt für Kameras, Camcorder und Actioncams voraus. Laut Marktdaten der GfK würden weltweit 2016 nur noch 54 Mio. Stück im Wert von 19,6 Mrd. Dollar verkauft. Im Vorjahr waren es noch 58 Millionen im Wert von 21,2 Milliarden Dollar. Die gute Nachricht: Actioncams sollen 2016 in den Stückzahlen nochmals um 33 Prozent steigen. Auch bei den Fotodrohnen sieht er großes Potential. Mit den verkauften 200.000 Stück wurde in Deutschland im vergangenen Jahr ein Umsatz von 100 Millionen Euro erzielt. 30 Prozent dieser Verkäufe wurden laut Heribert Tippenhauer allein im Dezember erzielt. Während Kameras mit Wechselobjektiven in der Preisklasse unter 600 Euro um 19 Prozent zurückgingen, waren es in der Preisklasse bis 1000 Euro nur -4 Prozent. Die Klasse über 1.000 Euro konnte sich sogar über ein Plus von 8 Prozent freuen. Ein ähnliches Bild zeichnete er im Bereich der Kameras mit festeingebautem Objektiv. Auch hier verlor das untere Segment unter 300 Euro und ging um etwa 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Im Bereich von 300 bis 5600 Euro war nur ein Rückgang von 2 Prozent zu beklagen, während die Klasse über 600 Euro einen Zuwachs von 45 Prozent erreichte. Besonders erfreulich war auch das Bild bei den Wechselobjektiven, die 2015 ein Wachstum von 36 Prozent vorweisen können. Sein Résumé: Actioncams und Drohen haben für den Markt neue Zielgruppen erschlossen. Der Markt für hochwertige Imaging Produkte wächst und das Ökosystem für Kameras und Objektive sei noch nicht gesättigt.
Daniel Haas, CMO Yuneec über die Chancen des Fotohandels
beim Verkauf von Fotokoptern.
Die Chancen im Markt für Fotokopter schilderte dann auch anschaulich und überzeugend Daniel Haas, CMO Yuneec Europe GmbH. In seinem Vortrag „The Sky is not the limit“ zeigte er Yuneecs Ambitionen auch in der terrestrischen Action Fotografie kräftig mitzumischen. Mit den jüngsten „Aerial & Ground Imaging Solutions“ bietet das Unternehmen neben innovativen Technologien wie „Folow me“ und „Watch me“, Slow Motion und 4K Aufzeichnung neue Riggs für sein „ProAction Camera Steady System“ für ruhige Action-Aufnahmen mit entfesselter Kamera aus der Hand.
Die folgenden Vorträge befassten sich mit der Renaissance der Bilder zum Anfassen. Vertreter der ip.labs GmbH, der Software Tochter von Fujifilm , von CeWe sowie Hans Hartman von Suite 48 präsentierten Lösungen, wie Verbrauche schnell und einfach zu Prints von ihren besten Aufnahmen gelangen können und welche Geschäftsmodelle den Bildermarkt zukünftig beleben können.
Interessant in diesem Vortragsblock auch die Präsentation von Lee Bonniface, EMEA Marketing Director Consumer Imaging des Gold Sponsors Canon, der sich mit den Chancen neuer Geschäftsmodelle befasste, die der technologiebedingte Wandel im Verbraucherverhalten mit sich bringt.
Mit rund 13.000 Werbebotschaften werden Menschen heute täglich konfrontiert.
Den zweiten Tag des Kongresses eröffnete Michael Krisch, der mit seinen verblüffenden Zaubertricks deutlich machen wollte, dass es die Details seien, die ein Unternehmen einzigartig erscheinen lassen, die auch seinen Erfolg ausmachen würden. Waren es 1920 ca. 100 Werbebotschaften mit denen Verbraucher täglich konfrontiert wurden so waren es 1950 bereits 300, die im vergangenen Jahr laut einer Studie der Marquardt-Compagnie auf 13.000 aus einer Vielzahl von Medien angestiegen sein sollen. Sein Fazit in Anlehnung an Professor Ingomar Kloss: Bei austauschbaren Produkten begründet allein die Kommunikation den Unterschied zwischen den Marken. Eine andere von ihm zitierte Studie (Meaningful Brands, Havas Worldwide von 2013) glaubt, dass es den meisten Menschen egal wäre, wenn 73 Prozent aller Marken morgen nicht mehr existieren würden. Das Fazit von Michael Krisch: Finden Sie heraus, warum es Ihr Unternehmen gibt und aufgrund welcher 10 Prozent der Eigenschaften es sich von Mitbewerbern unterscheidet. Geben Sie Menschen einen Grund, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Stellen Sie Ihre Prozesse regelmäßig in Frage und trauen Sie sich zu spinnen. Doch das Wichtigste: So lange wir die Dinge nicht machen, existieren sie nicht!
Thomas Görner, Managing Director, Foto Koch.
Die Stärke und Relevanz des Fotoeinzelhandels rückte Thomas Görner Managing Director beim Familienunternehmen Foto Koch in den Fokus. Er stellte ein immer wieder anders verwendetes Zitat von Mark Twain über seine Ausführungen zu Chancen und Möglichkeiten des Fotofachhandels 2016 am Beispiel von Foto Koch. Da heißt es „The reports of my death have been greatly exaggerated“, abgewandelt von Thomas Görner sind es „the rumors of my death”. Doch wie Mark Twain sich auch immer ausgedrückt haben mag: Die erfrischende, lehrreiche und Mut machende Präsentation des engagierten, jungen Managers lässt glauben, dass der Tod des Einzelhandels noch ziemlich lange auf sich warten lassen wird. Allerdings muss sich seiner Meinung nach der Handel auf völlig neue Rahmenbedingungen einstellen. Das heißt in erster Linie: Er muss praktisch 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für den Kunden erreichbar sein. Ohne Internet-Präsenz ist das kaum denkbar. Laut der von ihm von Google Think zitierten Zahlen besuchen 50 Prozent aller Verbraucher, die eine lokale Suche auf ihrem Smartphone vornehmen noch am selben Tag ein Ladengeschäft. Rund 18 Prozent dieser Besuche führen zu einem Kauf. Laut Sprint sollen 25 Prozent aller Verbraucher, die auf eine Anzeige in ihrem Smartphone Klicken, in einem Laden landen. Jeder vierte vermeidet es, ein Ladengeschäft zu betreten, weil er nicht sicher ist, ob die gesuchte Ware auch vorrätig ist. Weiterhin sollen 82 Prozent aller Shopper ihr Smartphone konsultieren, bevor sie einen Laden betreten. Verfügbarkeit, Service-Angebot und Preis müssen demnach vor dem Betreten des Ladenlokals offensichtlich sein. Es ist ein bunter Mix, der viel Kreativität erforderte, der Foto Koch das Überleben in einer veränderten Handelswelt sichert. „Kreativität“, so zitiert Thomas Görner den Maler Henri Matisse. „benötigt Mut“. Und Mut hat Foto Koch in vieler Hinsicht für seinen neuen Markenauftritt aufgebracht. Zu den einzelnen Marketing Maßnahmen zählen nicht nur ein neues Erscheinungsbild im total neugestalteten Laden oder der darauf abgestimmte neue Online-Auftritt des Unternehmens sowie eine eigene Kundenzeitschrift, sondern auch Werbekampagnen in den gängigen Medien einschließlich Plakat- und Zeitungswerbung.
Jens Rothenstein , Senior Project Manager, IFH, Köln referierte
über die Zukunft des Einzelhandels.
Auch Jens Rothenstein vom Institut für Handelsforschung (IFH) Köln glaubt fest an die Zukunft des lokalen Einzelhandels. Seit 1929 ist das IFH Köln laut Eigenwerbung Ansprechpartner für unabhängige, fundierte Daten, Analysen und Konzepte, die Unternehmen erfolgreich und zukunftsfähig machen.
Dennoch schockierte der Wissenschaftler gleich am Anfang seines Referats die Zuhörer mit dem Zitat „Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab.“ Der Zitatgeber war niemand anderes als der für seine markigen Sprüche bekannte Oliver Samwer, Rocket Internet-Macher und Zalando-Inspirator auf dem Konsumgüterforum CGF am 20.06.2014 in Paris. Es ist auch nicht zu leugnen, dass auch in diesem Jahr der Online-Handel weiter an Bedeutung gewinnt. Prognostiziert ist ein Wachstum von 10,3 Prozent für Konsumgüter ohne Dienstleistungen. Aber von Dr. Jens Rothenstein zitierte Marktforscher haben auch feststellen können, dass 46,8 Prozent aller befragten Verbraucher eher nicht daran glauben, dass Online-Shops Ladengeschäfte ersetzen könnten. 26,3 Prozent sind sogar sicher, dass sie das nicht tun werden. Nur 3,2 Prozent der Verbraucher ist sich sicher, dass der Onlinehandel den stationären Handel ersetzen kann. Aber etwa 38,5 Prozent der Käufe in stationären Geschäftsstellen geht eine Informationssuche in Online-Shops voraus. Die wichtigsten Informationen für die Verbraucher sind dabei Angaben zur Warenverfügbarkeit (95 Prozent), ein Click & Collect Service (86 Prozent) sowie eine zentrale Stelle für Retouren (86 Prozent).
Thomas Bloemer moderierte und organisierte das Business Forum Imaging 2016.
Auch 2016 war das Business Forum Imaging wieder ein Event, bei dem sich Information und Networking die Waage hielten. Wieder hat Thomas Blömer mit der Zusammenstellung des Programms ein sicheres Gespür für Trendthemen unter Beweis gestellt, von dem alle Kongressteilnehmer, seien sie nun aus dem Handel und von der Industrie profitieren konnten. Der Kongress hat neugierig gemacht auf die kommende photokina vom 20. bis 25. September 2016. Wir sind aber auch gespannt auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr, wenn das Business Forum Imaging wieder ein willkommener Event sein wird, die photokina-lose Zeit mit aktuellen Imaging Themen auszufüllen.