Die Erlebnisse beim Eintauchen in virtuelle Welten werden denen in der realen Welt immer ähnlicher. Wir begegnen Dingen, die es gar nicht gibt und nur der Fantasie kreativer Mediengestalter entsprungen sind. Wir wagen es, auf schmalen Balken über Abgründe zu balancieren, fliegen im Vogelschwarm über den Wolkenkratzern oder durch die Straßenschluchten von New York und streifen mit wilden Tieren durch die Steppe. Die Angst ist echt, die Gefahr jedoch nicht! Denn in der virtuellen Welt ist zwar alles möglich, aber es kann uns nichts passieren.
Das künsterische Multitalent Timm Ulrichs, selbst ernanntes „Menschliches Kunstwerk“ ließ sich die Worte“The End“ auf das Augenlid tätowieren. Das Bild aus der Sammlung des MO-Dortmund ist in der Ausstellung „doing photography“ zu sehen, die sich u. a. auch mit der Zukunft und dem ‚Ende der aktuellen Fotografie“ befasst.
Die Gelegenheiten, sich in virtuelle Welten zu begeben, sei es aus reiner Unterhaltung, aus Wissensdrang und zu Schulungszwecken, um praktische Anleitungen zu bekommen, für medizinische Therapien, wissenschaftliche Informationen oder zur intensiven aktuellen Information, nehmen kontinuierlich zu. Der Unterschied zur Wirklichkeit ist kaum noch wahrnehmbar und die Gefahr sich in den virtuellen Welten zu verirren oder zu verlieren, wird umso größer, je realistischer das Erlebnis präsentiert wird. Der Unterschied zwischen virtuellen und realen Erlebnissen, ist auch deswegen für manchen schwer festzustellen, je vorbehaltsloser sich jemand dem virtuellen Erleben zuwendet. Hinzu kommt der Umstand, dass unser menschliches Gehirn die Erlebnisse in den künstlichen Welten an der gleichen Stelle speichert, wie unsere realen Erlebnisse. Realität und Fiktion lassen sich nur schwer klar trennen. Warum also nicht auch von unseren virtuellen Erlebnissen Fotos anfertigen, um diese für immer fest in unserem Gedächtnis zu verankern?
Wie das geht? Einige Entwickler von Computerspielen haben beispielsweise bereits Kameras in Spiele eingebaut, mit den man sich in der Fantasiewelt ablichten kann. Wenn die Wirklichkeit nicht mehr reicht, aber wenn Sie unerträglich zu werden scheint, werden Fluchten in Scheinwelten häufiger und manchmal auch zum Problem. Die Glaubwürdigkeit der Fotografie, wie sie Bildjournalisten und Dokumentarfotografen über viele Jahrzehnte zur Prämisse für ihre Arbeiten gemacht haben, wurde schon immer von Fälschern und Manipulatoren missbraucht. Heute ist sie sogar Teil der künstlerischen Fotografie, in dem sie neue Welten schafft, deren trügerische Wahrheit nur blanke Illusion ist. Die Vorstellungskraft, die für jeden Maler, der seine Werke nicht nach der Natur gestaltet als Ausdruck künstlerischer Freiheit, seiner Fantasie und manchmal auch seines Genies gepriesen wird, wird von den Anhängern der Fotografie kontrovers diskutiert und als Manipulation mit einem negativen Etikett versehen und eher als verwerflich angesehen. Wir sind gespannt auf die Bildergebnisse der ersten virtuellen Photo Walks, Reisen, Abenteuer, Wanderungen oder anderen Erlebnissen in den neuen Kunstwelten.