Lade Veranstaltungen

Nini & Carry Hess. Gertrude Fuld. Theaterfotografie in der Weimarer Republik

10. November 2022 - 8. März 2023

Theater H5_Dorothea Wieck-1929_Foto(c) Nini und Carry Hess_Archiv DTM

Schauspielerin Dorothea Wieck-1929 Foto(c) Nini und Carry Hess Archiv DTM aus der Ausstellung
„Theaterfotografie in der Weimarer Republik“ im Münchner Theatermuseum

 

1913 gründen Nini und Carry Hess ein Fotoatelier in Frankfurt, das schon bald zu den angesehensten in Deutschland gehört. Vor ihrer Kamera: ein Theater zwischen Gestern und Morgen, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit, Künstler:innen aus dem Frankfurter Kulturleben und darüber hinaus, das Habima- Theater auf Gastspielreise – und immer wieder sensible Aufnahmen der »Neuen Frau«, dies- und jenseits der Bühnen.

 

Theater attdl-4

Die Schwestern Nini (geb. 21. August 1884; gest. 1943 in Auschwitz) und Carry Hess (geb. 11. November 1889; gest. 1957 in Chur, Schweiz) zählten zu den bedeutendsten Lichtbildkünstlerinnen der Weimarer Republik. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurden die beiden Fotografinnen von den Nationalsozialisten verfolgt und ihr Werk und ihr Leben zerstört.[1]

Nini und Carry Hess fotografierten zahlreiche Prominente und Künstlerinnen, darunter Thomas Mann und Katia Mann, den Maler Max Beckmann, den Schriftsteller Alfred Döblin, den Psychoanalytiker C. G. Jung und den Komponisten Paul Hindemith. Zum Kreis der Porträtierten zählten auch berühmte Bühnenstars wie die Tänzerinnen Mary Wigman und Anna Pawlowna, der Schauspieler Heinrich George, die Schauspielerin Elisabeth Bergner oder der Theaterregisseur Fritz Kortner.[3][6]

Nini und Carry Hess verfügten über einen festen Anstellungsvertrag mit dem Frankfurter Theater, damals eines der wichtigsten Häuser in Deutschland. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kündigte das Theater ihnen den Vertrag aus „rassischen Gründen“ auf.

Carry Hess flüchtete nach Paris, während ihre Schwester Nini das Atelier weiterführte. In der Reichspogromnacht 1938 zerstörten Banden der SA das Fotoatelier und das Bildarchiv der Schwestern vollständig.[9]

1942 wurden Nini und ihre Mutter Lina Hess von den Nationalsozialisten deportiert. Ihre letzte selbstgewählte Wohnadresse befand sich Unter den Eichen 7 in Frankfurt a. M., wo seit 23. Juni 2014 Stolpersteine für sie verlegt sind. Danach lebten beide zwangsweise in der Eschersheimer Landstraße 20, einem sogenannten „Judenhaus“, in das die NS-Verwaltung vor der Deportation stehende antisemitisch Verfolgte einwies. 1943 wurden Mutter und Tochter im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.[9]

Als Deutschland Frankreich überfiel, floh Carry Hess weiter in die Pyrenäen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Nach Kriegsende kehrte sie nach Paris zurück. Sie konnte nicht mehr als Fotografin arbeiten, da sie inzwischen auf einem Auge erblindet war.[10]

Während ihrer letzten Lebensphase kämpfte Carry Hess mit den deutschen Behörden um finanzielle Wiedergutmachung. Noch ehe es zur Auszahlung einer Entschädigung kam, starb sie verarmt bei einem Kuraufenthalt in der Schweiz im August 1957.[11]

 

Theater F1_Dreigroschenoper-1929_Foto Getrude Fehr-Fuld (c) VG Bild-Kunst

Dreigroschenoper-1929 Foto Getrude Fehr-Fuld (c) VG Bild-Kunst

 

Auf umkämpftem Markt dokumentiert Anfang der 1930er Jahre Gertrude Fuld das Theaterleben in München, ihre Bilder entstehen direkt auf den Bühnen. Es sind theaterdokumentarische Zeugnisse einer Zeit in unheilvollem Wandel. Leben und Werk von Nini und Carry Hess werden vernichtet. I

Gertrude Fuld rettet sich mit ihrem Partner und späteren Ehemann Jules Fehr über Paris in die Schweiz. 1940 gründet sie unter dem Namen Fehr in Lausanne eine Fotoschule. Das mit der Zerstörung des Ateliers in der Reichspogromnacht vernichtete Gesamtwerk der Schwestern Hess wurde erstmals 2022 in einer Ausstellung des Museums Giersch der Goethe-Universität Frankfurt am Main umfassend rekonstruiert.

 

Im Deutschen Theatermuseum ist die Ausstellung als Teilübernahme mit einem Schwerpunkt Theaterfotografie zu sehen, flankiert von Arbeiten Münchner Fotograf:innen. Das Deutsche Theatermuseum zeigt wechselnde Ausstellungen zu allen Bereichen des Theaterlebens und der Theatergeschichte. „Da wir die weltweit größte Sammlung (über 4 Mill. analoge Objekte) zur Theaterfotografie halten, ist es uns ein Anliegen, diese Kunst regelmäßig in den Focus der Ausstellungen zu stellen.“

Share This Event

  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

Details

Beginn:
10. November 2022
Ende:
8. März 2023
Veranstaltungskategorie:
Webseite:
www.deutschestheatermuseum.de

Veranstaltungsort

Deutsches Theatermuseum (München)
Galeriestraße 4A
München, Bayern 80539 Deutschland