Fotoausstellungen
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Fotograf unbekannt - Agfa Rohpapierlager 1956 Sammlung Agfa Museum Ludwig Köln
Seit ihrer Erfindung ist die Fotografie von der Gewinnung und der Ausbeutung so genannter natürlicher Rohstoffe abhängig. Im 19. Jahrhundert waren es Salz, Kupfer und Silber, die für die ersten Fotografien auf Kupferplatten und für Salzpapierabzüge genutzt wurden. Mit dem Aufkommen der Silbergelatineabzüge im späten 20. Jahrhundert wurde die Fotoindustrie mit etwa einem Viertel des weltweiten Verbrauchs zur wichtigsten Abnehmerin für Silber. Im Zeitalter der digitalen Fotografie und der Smartphones ist die Bildproduktion auf seltene Erden und Metalle wie Koltan, Kobalt und Europium angewiesen. Die Speicherung der Bilder und ihre Distribution produzieren zudem großen Mengen an CO2.
Photography Mary Mattingly - Mineral Seep 2016
Photography Ignacio Acosta Computer Aid
Anhand historischer Fotografien und zeitgenössischer künstlerischer Positionen sowie Interviews mit Restaurator*innen, Geolog*innen und Klimaforscher*innen erzählt sie die Geschichte der Fotografie als eine Geschichte der industriellen Fertigung und zeigt, dass das Medium tief in die vom Menschen verursachten Veränderungen der Natur verwickelt ist.
Fotograf unbekannt - Silberbarren im Tresor 1945 Kodak Collection, Eastman Kodak Company
Photography John Cooper - Minenarbeiterin 1860er Jahre Trinity College Library Cambridge
Beteiligte Künstler*innen: Ignacio Acosta, F&?D Cartier, Optics Division of the Metabolic Studio (Lauren Bon, Tristan Duke, Richard Nielsen), Susanne Kriemann, Mary Mattingly, Daphné Nan Le Sergent, Lisa Rave, Alison Rossiter, Robert Smithson, Simon Starling, Anaïs Tondeur, James Welling, Noa Yafe, Tobias Zielony
Die Ausstellung wird kuratiert von dem Künstler, Autor und Kurator Boaz Levin und Dr. Esther Ruelfs, Leiterin der Sammlung Fotografie und neue Medien am MK&G.
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© Regina Anzenberger, Die Illusion des Sommers
Von 2017 bis 2021 fotografierte Regina Anzenberger die Essenz der Gstettn gleich hinter der Ankerbrotfabrik in Wien. Dort wo einst Gebäude der größten Brotfabrik Europas standen. Die fotografierte natürliche Gstettn existiert heute nicht mehr. Sie wurde inzwischen abgesperrt, alle Bäume gefällt und der Baubeginn von Wohnungen für 3000 Menschen wird täglich erwartet.
© Regina Anzenberger, Die Illusion des Sommers
© Regina Anzenberger, Die Illusion des Sommers
Mit ihren Fotografien, die übermalt, weitergezeichnet und mit Fundstücken versehen werden, hat Regina Anzenberger die Naturerfahrung von Gstettn in den sieben Kapiteln Winterblumen, Naturplaneten, Die Illusion des Sommers, Ursprung, Die Rückeroberung der Natur/6 Pfeiler, Schnecken, Frost festgehalten. In ihren Werken verwischt sie die Grenze zwischen Objekt und Realität.
KunstforuM51 | Mühlendamm 51 | 22087 Hamburg
02. Juni 2022 | 10 – 21 Uhr
Eröffnungstag zum Start des Triennale-Festivals vom 02. bis 06. Juni 2022
03. Juni 2022 | 10 – 22 Uhr
Vernissage 18 - 22 Uhr & Gespräch mit der Künstlerin
04. bis 06. Juni 2022 | jeweils 10 – 18 Uhr
danach bis zum 2. Juli | Mi bis Fr 15 – 18 Uhr, Sa 11 – 15 Uhr sowie nach Vereinbarung
Das Buch
Gstettn (signiert)
Fotos Regina Anzenberger
Text Anna Baar und Regina Anzenberger
248 Seiten
142 Bilder
Anzenberger Edition
Preis 165 Euro
Erste Edition von 300 signierten und nummerierten Exemplaren, davon 20 Sammlereditionen mit signiertem Print, Größe: 20 x 20 cm. Acht Booklets im Leinenschuber. Mehr als 20 verschiedene Papiere wurden für dieses Künstlerbuch verwendet. Eines der Booklets ist mit Silber auf schwarzem Papier gedruckt.
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Regina Anzenberger: Peace Bird, 2022
"Berührt von der Ukraine Krise habe ich dieses Bild übermalt", so Regina Anzenberger, " das Motiv
wurde in den Donauauen fotografiert. Technik ist Fotografie- Pigmentdruck auf Hahnemühle PhotoRag Ultra Smooth übermalt mit Acryl, Bleistiftzeichnung, 170 x 130 cm
Heather F. Wetzel: Salvage
Diese Serie von Ferrotypien mit dem Titel Salvage wird aus den Ober- und Unterseiten
von recycelten Dosen hergestellt. Durch die Verwendung eines kreisförmigen Formats mit unterschiedlichen Durchmessern werden diese fotogenen Zeichnungen zu kleinen Welten. Das zur Erstellung der Bilder verwendete Pflanzenmaterial weist auf Wachstum, Biodiversität und potenzielle Regeneration hin.
Stella Bach: Meditations in an emergency
Die Gemälde, Collagen, Fotografien und Skulpturen von Stella Bach erzeugen eine visuelle Semantik,
der eine beeindruckende Lyrik innewohnt. In ihren übermalten Collagen transzendiert sie Gemütszustände, die aus einem introspektiven Prozess hervorgehen, um sich dann in Gesten
und materieller Form zu manifestieren.
Ein Bild mit feinen Nadelstichen
den Körper als Ort, um gemeinschaftliche Bedeutungen zu erforschen. Sie taucht häufig in
ihren eigenen Bildern auf, Nadelperforationen und Fäden durchstechen die Haut der Fotografie
und dehnen Bildobjekte über eine einzige Zeit und einen Raum hinaus aus.
Minyo Szert: Quartzcontact
Seit 1980 arbeitet Minyo Szert als freischaffender bildender Künstler. Seine Werke befinden sich in der Ungarischen Nationalgalerie, im Ungarischen Museum für Fotografie und in der Sammlung der Ersten Ungarischen Visionen sowie in Privatsammlungen in verschiedenen Ländern der Welt. Mitglied des Kollektivs ungarischer bildender Künstler und des Verbandes ungarischer Fotokünstler.
Gabriela Morawetz - Unwägbarkeiten
Geboren in Polen. Absolventin der Akademie der Schönen Künste, Krakau. Von 1975 bis 1983 lebte sie in Caracas, Venezuela. Seit 1983 lebt sie in Paris, Frankreich. Sie hat in zahlreichen Galerien, Museen und Kulturinstitutionen ausgestellt
Teilnehmende KünstlerInnen: Stella Bach, Zachary Burns, Simone Casetta, Alexandra Diaconu, Jessa Fairbrother, Ellen Korth, Gabriela Morawetz, Minyo Szert, Heather F. Wetzel, Yelena Zhavoronkova, Regina Anzenberger, ....
Am Eröffnungsabend gibt es für alle ausgestellten Werke einen Rabatt von 20 % als Geschenk an unsere Kunden
AnzenbergerGallery, Brotfabrik Wien, Absberggasse 27, Wien
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Amber Bracken for the New York Times
Der jährliche World Press Photo Contest zeichnet seit 1955 die Bilder professioneller Fotograf:innen aus. Unterstützt wird die World Press Photo Foundation von ihren strategischen Partnern, der Dutch Postcode Lottery und PwC. 2022 wurde eine neue regionale Strategie eingeführt, um ein geografisches Gleichgewicht unter den prämierten Bildern herzustellen. Seit diesem Jahr werden die Bewerbungen in sechs Regionen eingeteilt: Afrika, Asien, Europa, Nord- und Mittelamerika, Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. In jeder Region gibt es vier formatbasierte Kategorien: Einzelbild, Stories, Langzeitprojekt und offenes Format.
As Frozen Land Burns © Nanna Heitmann, Magnum Photos
Freiwillige Feuerwehrleute bei einer Essenspause in
Magaras, Zentralsacha, Sibirien, Russland, am 1. Juli 2021.
Europe Long-Term Projects, Guillaume Herbaut Agence VU
Einsatzkräfte bilden eine Barriere in der Hrushevskoho-Straße in Kiew, Ukraine, am 22. Januar 2014.
Seit dem Vortag war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Einheiten
und EU-Befürwortern gekommen, bei denen mindestens vier Menschen getötet
und Hunderte verletzt wurden.
Neben der globalen Jury sind nun auch sechs regionale Jurys beteiligt und so halfen dieses Jahr 31 hochqualifizierte Jurymitglieder aus aller Welt bei der Auswahl der Gewinnerbilder. In jeder Region wurde zunächst eine Auswahl der Beiträge von der regionalen Jury getroffen. Im Anschluss entschied die globale Jury – bestehend aus den sechs regionalen Juryvorsitzenden und dem globalen Juryvorsitzenden – über die 24 regionalen Gewinner:innen und wählte daraus die vier globalen Gewinner:innen.
Gewinnerin des World Press Photo of the Year ist dieses Jahr Amber Bracken aus Kanada. Die roten Kleider auf ihrem Bild, die an Kreuzen entlang eines Straßenrands aufgehängt wurden, erinnern an verstorbene Kinder. Sie sind in der Kamloops Indian Residential School in British Columbia ums Leben gekommen – einer Institution, die zur „Assimilation“ indigener Kinder geschaffen wurde. Am 19. Juni 2021 wurden dort 215 unmarkierte Gräber entdeckt.
Die regionalen Gewinner:innen stammen aus 23 verschiedenen Ländern und präsentieren mutige Geschichten aus allen Teilen der Welt.
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Foto Christopher Thomas
Passion 27, 2010
Pigment Print auf Hahnemühle Papier
Christopher Thomas ließ sich vom biblischen Geschehen faszinieren, einer Geschichte, die, wie er sagt, „alles enthält, was uns Menschen im Innersten bewegt“. In den Fokus seiner Kamera legte er deshalb den Ausdruck zutiefst menschlicher Empfindungen und religiöser Gefühle wie Hoffnung, Leid, Erstaunen, Entsetzen und Freude.
Foto Christopher Thomas
Passion 22, 2010
Pigment Print auf Hahnemühle Papier
Dargestellt werden nicht Spielszenen und wohlbekannte Massenauftritte, sondern einzelne Protagonisten, deren Antlitz und individuelle Gestalt: Sängerinnen aus dem Chor, Händler, Soldaten, einige der Jünger, Maria, Jesus. Durch die Hingabe an einzelne Personen ist das Wesentliche erfasst und festgehalten. Das Hervorheben der menschlichen Gefühlswelt wird zusätzlich betont durch das reduzierte Farbspektrum, das sich in warmen, fein modulierten Grau-, Schwarz- und Brauntönen vor gedämpftem dunklen Hintergrund manifestiert.
Foto Christopher Thomas
Passion 07, 2010
Pigment Print auf Hahnemühle Papier
Foto Christopher Thomas
Passion 01, 2010
Pigment Print auf Hahnemühle Papier
10117 Berlin
(Zugang über Glaskubus)
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Abiturientenfeier. Hurricane Musikfestival in Scheeßel
Copyright Hans-Jürgen Burkard
Hans-Jürgen Burkard, einer der großen Reportage-Fotografen der Gegenwart, hat eine außergewöhnliche Deutschland-Reise unternommen: eine Reise, bei der ihm deutsche Liedertexte die Vorlage und der Assoziationsstoff für ein fotografisches Porträt deutscher Zustände und Befindlichkeiten waren. Die deutsche Popmusik, kritisch, ätzend, aber auch liebevoll und selbstbewusst: Was verrät sie über das Land, was zeigt sich in ihr?
Ehemalige Grenzebefestigungsanlagen. Mödlareuth
Copyright Hans-Jürgen Burkard
35 Jahre lang zunächst für GEO, dann ab 1989 für den Stern überwiegend im Ausland, vor allem in den Ländern der früheren Sowjetunion tätig, war es eine Heimkehr für Burkard. Mit einem dicken Stapel ausgedruckter Songtexte auf dem Beifahrersitz 'erfuhr' er im Sinne des Wortes auf Tausenden von Kilometern die Republik. Suchte dabei, inspiriert von der Musik, nach Stimmungen und Situationen, die zu ihr passten. Fand sie zwischen gestrandeten Walen an Dithmarschens Nordseeküste und dem urbayrischen Gäubodenfest in Straubing, umflogen von Alpendohlen am Zugspitzgipfel und zwischen den Hinterlassenschaften der 'Rock am Ring'-Besucher. Momente, die eine Stimmung wiedergeben, eine Situation dokumentieren, ein Gefühl einfangen: Widersprüche und Extreme, Aufschreien oder Verstummen, ein zärtlicher Blick auf eine fremd und zugleich vertraut empfundene Welt.
Bad Kötzting. Bayrischer Wald. Pfingstritt
Copyright Hans-Jürgen Burkard
Köln. Frühstück der Roten Funken vor dem Rosenmontagszug
Copyright Hans-Jürgen Burkard
So, wie Liedermacher und Texter ihre Erzählungen aufbauen, so selektiert und fotografiert Hans-Jürgen Burkard gezielt seine Motive und baut sie mit den Songtexten zusammen. "Ordnend ins Geschehen eingreifen" nennt er das. Sich die Welt erklären, oder es zumindest versuchen: fragmentarisch, wie sie sich zeigt, keine zusammenhängende, logisch sich fortschreibende Geschichte, ein Mosaik aus Blicken, Sekunden, Ewigkeiten.
Nach langen Jahren als Fotograf in Russland kehrt er zurück, fährt mit dem Auto durch Deutschland. Fahr'n, fahr'n, fahr'n auf der Autobahn. Er hört Radio, sammelt Hooklines wie andere Postkarten, hört Bilder und sieht Songtitel. Das Rastlose des Herumfahrens, die sinnfreie Abfolge von gesungenen Kurzgeschichten, die aus dem Lautsprecher tönt, all diese Zufälligkeiten ergeben durch Burkards Kombinationen plötzlich Sinn. Sie bilden nichts ab, sie schaffen etwas Neues: Ein Dazwischen, was in der Zwiesprache von Text und Bild entsteht. Als Reporter sucht er nach Wahrheit, als Fotograf weiß er, dass es sie nicht gibt.
Allee und Windmühlen zwischen Magdeburg und Leipzig
Copyright Hans-Jürgen Burkard
Hans-Jürgen Burkard (1952) studierte Visuelle Kommunikation in Dortmund und Essen, reiste aber während dieser Zeit mehrmals für längere Zeit nach Kanada und Alaska, wo er sein Geld als Holzfäller und auf Schlittenhundefarmen verdiente. Dabei entstanden erste Reportagen für STERN und GEO.
In den 1970er und 1980er Jahren arbeitete er weltweit ausschließlich für die Zeitschrift GEO und wechselte 1989 für den STERN als akkreditierter Fotokorrespondent nach Moskau. Zusammen mit seinen schreibenden Kollegen Katja Gloger, Matthias Schepp und Bettina Sengling schuf Burkard dort über Jahre sein Hauptwerk aus zahlreichen preisgekrönten Reportagen aus der zusammenbrechenden Sowjetunion und dem entstehenden Russland. Die Fotoreportagen aus dieser Zeit, wie z. B. "Die Mafia", die "Rote Armee", "Stalins lange Schatten", "In Sibirien", "Moloch Moskau", "Szene Moskau", "Religion in Russland" und viele andere, gaben bis dahin nie gesehene Einblicke in die Tabuzonen dieses Landes.
In den letzten Jahren entstanden zudem viele große Personen-Reportagen zusammen mit hervorragenden Autoren, um dem Publikum Menschen vorzustellen, zu denen der Zugang sehr eingeschränkt und schwierig ist. Reportagen wie die z.B. über den von der Camorra verfolgten Schriftsteller Roberto Saviano, Alexei Navalny, den Chef der europäischen Zentralbank Mario Draghi, den IKEA Chef Ingvar Kamprad oder den Internationalen Währungsfond IWF und seine Chefin Christine Lagarde wurden weltweit nachgedruckt.
Als bisher einziger deutscher Fotograf erhielt er 1997 den INFINITY-Award für "Photojournalism" des International Center of Photography in New York. 2021 würdigte ihn die Deutsche Gesellschaft für Photographie mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis für die vorbildliche Anwendung der Fotografie in der Publizistik.
Kunsträume der Michael Horbach Stiftung, Wormser Str. 23, Köln
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Herbert List: Athen, 1937, Herbert List Estate
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Die Retrospektive Im Hamburger Bucerius Kunst Forum gliedert sich in die sieben Kapitel Anfänge in Hamburg, Fotografie Metafisica, Griechenland, Junge Männer, Italien, Künstlerporträts und Reportage.
Hamburg ist der Ausgangspunkt für Herbert Lists (1903 – 1975) fotografische Karriere. Angeregt durch seinen Freund, den Fotografen Andreas Feininger, der ihn von dem Erwerb einer neuen Rolleiflex überzeugt, beginnt er 1930 intensiver zu fotografieren. Er widmet sich Straßenszenen in Hamburg, wie am Hafen und am Bahnhof, sowie in näherer Umgebung an der Elbe und Ostsee und beschäftigt sich insbesondere mit dem Phänomen der Nacht. Themen, für die er später bekannt wird, deuten sich bereits mit geheimnisvollen, surrealen Motiven sowie Porträts junger Männer an. Auch sein spielerischer Umgang mit Licht und Schatten und starken Hell-Dunkel-Kontrasten ist erkennbar.
Herbert List Pocomania: Von der Trance des Tanzes besessen,
Kingston, Jamaika, 1957,
Herbert List Estate
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Herbert List, 1903 als ältester Sohn eines Kaffeehändlers in Hamburg geboren, geht seinem frühen Interesse für Kunst und Fotografie ab 1930 intensiver nach und entscheidet sich 1936 für eine Fotografen-Laufbahn. Die Bedrohung durch die Nationalsozialisten als homosexueller Mann mit einem jüdischen Großvater veranlasst ihn 1936, Deutschland zunächst zu verlassen und nach Paris zu gehen. 1937 bricht er erstmals für einige Monate nach Griechenland auf, wohin er im Laufe seines Lebens immer wieder zurückkehren wird. Um einer Verhaftung in Griechenland zu entgehen, lässt er sich 1941 in München nieder. Die Stadt wird sein Lebenszentrum und Ausgangspunkt für seine zahlreichen Reisen.
Herbert List Blick auf die Säule des Kaisers Trajan, Rom, 1949,
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv List
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Italien bereist List zu unterschiedlichen Zeiten. Während seines Aufenthalts in Rom 1953 wechselt er von der Mittelformatkamera auf eine Leica-Kleinbildkamera. Diese ermöglicht ein schnelles, spontanes und unbeobachtetes Fotografieren und führt dazu, dass List seinen Stil verändert. Waren seine Fotografien zuvor eher statisch, hält nun das Flüchtige in Form von Bewegung und Momentaufnahmen Einzug. Darüber hinaus interagiert List stärker mit den Menschen, was in den Straßenszenen in Rom und noch deutlicher in den Aufnahmen der Bewohner:innen Neapels der Jahre 1959 und 1961 sichtbar wird.
Herbert List: Pablo Picasso mit „Chouette dans un intérieur“ (1946),
Rue des Grands-Augustins, Paris, 1948,
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv List
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Ausstellungsansicht in dem Bucerius Kunst Forum
In der Nachkriegszeit wird List zum Porträtfotografen der Künstler:innen und Intellektuellen seiner Zeit. Dabei fotografiert er Maler:innen, Schauspieler:innen, Musiker:innen und Schriftsteller:innen wie Pablo Picasso, Marc Chagall, Georges Braque, Marlene Dietrich und Ingeborg Bachmann. Seine Porträts zeigen die Menschen hinter ihrem Werk und offenbaren ein besonderes Vertrauen zwischen dem Fotografen und Porträtierten. Neben Aufnahmen in Paris und in Italien der 1950er Jahre führt ihn ein Auftrag der 1960er Jahre für die Zeitschrift Du in das geteilte Berlin, wo er u.a. John Heartfield, Günter Grass und Helene Weigel einfängt.
Herbert List: Haus und Statue der Kleopatra, Delos, 1937,
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv List
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Herbert List: Unter dem Poseidontempel, Sounion, um 1937,
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Nach dem Zweiten Weltkrieg fotografiert List vermehrt das Zeitgeschehen in Form von Reportagen für Zeitschriften und die Tagespresse. Bilder vom zerstörten München erinnern in der Ästhetik an seine Aufnahmen antiker Ruinen in Griechenland. Zudem kann er einige Buchprojekte realisieren. List arbeitet intensiv mit der Illustrierten Heute zusammen, die über die höchste Auflage im amerikanischen Sektor verfügt. In großem Umfang publiziert auch die schweizerische Kunst- und Kulturzeitschrift Du seine Arbeiten und in der Süddeutschen Zeitung zählt er zu den am häufigsten gezeigten Bildautor:innen. So rezipiert eine Vielzahl interessierter Leser:innen seine Bilder und der Einfluss seiner Werke auf Nachwuchsfotograf:innen wird verstärkt. Als zeitgeschichtliche Dokumente sind die Reportagen von 1945/46 über den spektakulären Fund der NSDAP Mitgliedskartei und den Central Art Collecting Point, an dem von den Nationalsozialisten geraubte Kunstwerke gesammelt wurden, hervorzuheben, die bislang nur selten in einer Ausstellung gezeigt wurden.
Herbert List: Ringende Jungen, Ostsee, 1933,
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv List
© Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Zur Schau erscheint im Hirmer Verlag ein umfangreicher Katalog mit Beiträgen von Kathrin Baumstark, Ludger Derenthal, Katrin Dyballa, Nadine Isabelle Henrich, Hans-Michael Koetzle, Bernhard Maaz, Ulrich Pohlmann, Peer-Olaf Richter und Esther Ruelfs (288 Seiten mit Abbildungen der ausgestellten Werke, 35 Euro in der Ausstellung).
Parallel zur Ausstellung Herbert List. Das magische Auge zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe die Ausstellung Präuschers Panoptikum. Ein Bilderbuch von Herbert List vom 20. Mai bis 18. September 2022 mit der Weltpremiere des Fotobuchprojekts sowie Aufnahmen, die als Vorreiter des „Queer Gaze“ gelten.
Zudem präsentiert das Bargheer Museum mit der Ausstellung „Passione e Destino – Aufbruch des Fotografen Herbert List und des Malers Eduard Bargheer in die mediterrane Welt vom 15. Mai bis 18. September 2022 eine Gegenüberstellung der Werke der beiden befreundeten Künstler aus den Zeiträumen der 1930er Jahre und der frühen 1950er Jahre.
Die Zusammenarbeit mit dem Herbert List Estate und dem Münchner Stadtmuseum sowie die gemeinsame Kuration von Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, und Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum, hat dies ermöglicht.
Bucerius Kunstforum, Alter Wall 12, Hamburg
Hirmer Verlag: Herbert List - Das Magische Auge
Hg. Kathrin Baumstark, Ulrich Pohlmann
Beiträge von Kathrin Baumstark, L. Derenthal, K. Dyballa, H.-M. Koetzle, Bernhard Maaz, Ulrich Pohlmann, E. Ruelfs, P.-O. Richter, N. Henrich
288 Seiten, 318 Abbildungen in Farbe22,5 x 28 cm, gebunden
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Love Matters
Tatjana Patitz & Ollie Ferguson
Nomi Baumgartl: Seelenlandschaften/
Leica Galerie Wetzlar 2022
Nomi Baumgartl (*1950) zählt zu den vielseitigsten Fotografinnen in Deutschland. Sie war auf der halben Welt unterwegs, fotografierte berührende Reportagen, porträtierte prominente Zeitgenossen, war erfolgreiche Mode- und Werbefotografin. Heute konzentriert sich die Leica Fotografin vor allem auf die Beziehung zur Natur. Die Ausstellung in der Leica Galerie Wetzlar gibt Einblicke in die wichtigsten Projekte ihrer langen Karriere.
The Observer
Aiguillle du Dru 2019
aus dem Zyklus „Eagle Wings“
Nomi Baumgartl: Seelenlandschaften/
Leica Galerie Wetzlar 2022
Mit „Eagle Wings – Protecting the Alps“ richtet die Fotografin den Blick auf den gravierend fortschreitenden Klimawandel. Als „einzigartiges Projekt auf drei Ebenen“ bezeichnet sie ihr engagiertes Projekt, in das die Erde, der Luftraum und „das große Auge aus dem Weltall“, so Baumgartl, eingebunden sind. Eine Auswahl ihrer faszinierenden Aufnahmen der Eislandschaften und eines Adlers zeigen Ausschnitte des Projekts, das sich als Gesamtkunstwerk aus Gletscherfotografien, Aufnahmen einer Minikamera auf dem Rücken eines Adlers und hoch aufgelösten Satellitenbildern zusammensetzt.
Immer stellt die Fotografin Bezüge her: zwischen Menschen und Tieren, der Natur, der Erde als schützenswerter Kostbarkeit. Sie bezeichnet ihr Werk daher auch als „Hommage an die Schöpfung“, hat sie doch selbst vor vielen Jahren nach einem Unfall selbst erlebt, wie fragil das Leben sein kann.
Während ihrer eigenen Rekonvaleszenzzeit lernte sie die Organisation Dolphin Aid kennen und fotografierte von 2000 bis 2001 auf den Bahamas das Zusammentreffen von Menschen und Delphinen, bei denen die heute längst ikonischen Aufnahmen mit dem Topmodel Tatjana Patitz und Mickey Eskimo, Robbie Seeger und Francisco Goya, der damaligen Surfer- Weltelite, entstanden.
Wild Connection, Chris Gallucci and Timbo
Shambala Preserve, California 2003
Nomi Baumgartl: Seelenlandschaften/
Leica Galerie Wetzlar 2022
Aus dieser Serie, in der es um die Harmonie von Mensch und Natur geht, entwickelte sich auch die Serie „Yin & Yang“. Hier hat die Fotografin berührende Motive gefunden, um das Prinzip der aus zwei gegensätzlichen Teilen bestehenden Einheit in starke Symbolbilder zu übersetzen. Bei den Shootings auf den Bahamas war auch Chris Gallucci dabei, der als „Elephant Man“ legendär wurde, lebte er doch 30 Jahre in enger Symbiose mit dem mächtigen Elefantenbullen Timbo zusammen. Auch hier fand Nomi Baumgartl 2003 einfühlsame Bil- der; das besondere Verhältnis und die einzigartige Beziehung von Mensch und Tier hielt sie mit ihrer Leica in außergewöhnlichen Schwarzweißbildern fest. In der Folgezeit begleitete sie den international ausgezeichneten Dokumentarfilm „Der Elefantenmann“ als Visual Director; ein gleichnamiger Bildband wurde 2007 veröffentlicht.
The Naturalist‘s Eye
New Milford, Connecticut 1989
Nomi Baumgartl: Seelenlandschaften/
Leica Galerie Wetzlar 2022
Die Fotografin ist eine sensible Beobachterin und große Porträtistin. Dies wird auch in dem Portfolio sichtbar, das Baumgartl anlässlich des 100. Geburtstags des befreundeten Fotografen Andreas Feininger (1906–1999) konzipierte. Die Fotografenlegende hatte sie 1983 in New York kennengelernt. Im Dialog über Fotografie, Wahrnehmung, Weltsicht und die Dinge der Natur entstand in den Folgejahren während vieler Besuche ein Porträt des Fotografenkollegen, gleichzeitig aber auch eine spannende Reflexion über die Verbindung von Mensch und Natur. Und so schließt sich in der Ausstellung ein Kreis von den frühen 1980er-Jahren zu den aktuellen Aufnahmen der Fotografin und ihrem Anliegen, die Welt immer wieder neu zu betrachten.
Nomi Baumgartl, Alpspitz
© Chris Pfanzelt
Nomi Baumgartl wurde 1950 in Donau-Ries geboren und studierte von 1973 bis 1977 an der Gesamthochschule Düsseldorf Design und Visuelle Kommunikation. Als erfolgreiche Bildjournalistin publizierte sie in der Folgezeit in allen wichtigen deutschen und internationalen Magazinen. Neben Auftragsarbeiten im Magazinjournalismus und für die Werbung begann sie früh, sich selbst gewählten Langzeitprojekten zu widmen. Ihr Werk ist in zahlreichen Ausstellungen und Buchveröffentlichen präsent. Im Juni 2016 wurde die Fotografin für ihr Lebenswerk und ihr Engagement als Fotografin mit dem internationalen B.A.U.M. Environmental Special Award 2016 ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Dr. Auma Obama, Schwester des ehemaligen US-Präsidenten, mit der sie eine lebendige Freundschaft verbindet. Nomi Baumgartl, die lange in New York und München lebte, hat heute ihren Lebensmittelpunkt im bayrischen Murnau.
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Eve Arnolld
Marilyn Monroe vor einer schwierigen Szene,
die sie mit Clark Gable für den Film "The Misfits", Reno, Nevada, 1960 spielen sollte.
copyright Eve Arnold/Magnum Photos
Helmut Newton ist für Gruppenausstellungen wie dieser stets Ausgangs- und Bezugspunkt; in seiner Fotografie hat er sich immer wieder auf das Kino bezogen, aber auch konkrete Filmszenen zitiert, etwa von Alfred Hitchcock oder der französischen Nouvelle Vague. So wirken einige seiner Modeinszenierungen seit den 1960er-Jahren geradezu kinematografisch, und manche Porträts seit den 1970er-Jahren wie kunstvolle Film-Stills. In den 1980er und 90er-Jahren wiederum fotografierte Newton während des Filmfestivals auch Schauspieler*innen oder Mode an der Croisette von Cannes.
Steve Schapiro
Jack Nicholson als Jake Gittes in "Chinatown"
von Roman Polanski, Los Angeles, 1974
Copyright Steve Schapiro
In der neuen Gruppenausstellung werden darüber hinaus dreizehn Fotografinnen und Fotografen mit ihren Interpretationen von Hollywood präsentiert, wie üblich in größeren Werkgruppen. Der Hauptraum ist dem Medium Film und dem System Hollywood in unterschiedlichen Aspekten gewidmet: Schauspieler*innen-Porträts aus der frühen Hollywood-Zeit von Ruth Harriet Louise und George Hoyningen-Huene, weiterhin spätere Standbilder und Filmsets von Steve Schapiro und mehreren Magnum-Fotograf*innen, darunter Eve Arnold und Inge Morath, die 1960 während der Dreharbeiten des John Huston-Film „Misfits“ fotografierten.
In einer Glasvitrine wird überdies eine umfangreiche Portfolio-Mappe aus dem Besitz von Helmut Newton mit etwas späteren Aufnahmen von George Hurrellpräsentiert, der Ruth Harriet Louise 1930 als wichtigster Hollywood-Porträtist der großen Filmstudios ablöste. Im gleichen Raum, etwas separiert, hängen weiterhin fünf großformatige Farbaufnahmen aus Larry Sultans Bildserie „The Valley“, mit der er die Pornofilm-Industrie nahe Hollywood untersucht hat, der größten überhaupt, gewissermaßen die ebenso lukrative Schattenseite der strahlenden Glamourwelt.In einem anderen Raumkompartiment sind fünf große, formal reduzierte Schwarz-Weiß-Porträts aus Los Angeles von Anton Corbijnpräsentiert, von Clint Eastwood bis Tom Waits. In einer weiteren Vitrine sind die berühmten Hollywood-Porträts von Annie Leibovitzausgebreitet, die sie jedes Jahr für Vanity Fair fotografiert: die Oscarpreisträger*innen in panoramatischen Gruppenporträts als Klappcover des Magazins.
So wird in diesem Raum der historische Bogen über ein ganzes Jahrhundert geschlagen, von den frühen Starporträts der 1920er-Jahre, die als vorbildhaft gelten können, bis in die heutige Zeit Hollywoods, von Vintage Prints unterschiedlicher Größen bis hin zu Zeitschriftenreproduktionen.
Im hinteren Ausstellungsraum liegt der Schwerpunkt auf der Stadt Los Angeles; hier sind Julius Shulmans Architekturaufnahmen der legendären Villen in den Hollywood Hills oder Beverly Hills zu sehen, architektonische Ikonen der L.A.-Moderne, in denen manche Filmstars oder Produzenten lebten oder die gelegentlich zum Filmset wurden.
Demgegenüber zeigt uns Michael Dressel seine kontrastreichen, teilweise schonungslosen Porträts der Gescheiterten und Desillusionierten oder auch Hollywood-Touristen. Es sind flüchtige Begegnungen, die durch ihre Spontanität und situative Komposition bestechen.
Jens Liebchens Farbbildserie „L.A. Crossing“ entstand ab 2010 im Rahmen des von Markus Schaden initiierten Projekts „La Brea Matrix“ auf den Spuren von Steven Shore. Aus seinem Mietwagen heraus fotografierte Liebchen vermeintlich unspektakuläre Straßenszenen, die sich in Form der Bildsequenz als empathisch-soziologische Gesellschaftsstudie entpuppt.
Ihm gegenüber hängt Philip-Lorca di Corcias „Hustler“-Serie aus den 1990er-Jahren, also Porträts männlicher Prostituierter rund um den Santa Monica Boulevard. Im Bildtitel wird der Name der Porträtierten ebenso angegeben wie ihr Herkunftsort und ihr Stundensatz, der sich hier allerdings auf das Foto-Honorar bezieht. In der zentralen Vitrine wird Ed Ruschas legendärer Leporello „Every Building at the Sunset Strip” von 1966 aufgeblättert und bildet den architektonisch-gesellschaftlichen Bezugsrahmen für die Kollegen, deren spätere Fotografien von den gleichen Orten und Straßenecken in diesem Ausstellungraum an den Wänden hängen.
Eine andere Art von „Street Photography“ ist dieses Mal in June’s Room zu sehen, aufgenommen im Jahr 1984 von Alice Springsauf der Melrose Avenue in West Hollywood. Dort begegnen wir der musikbasierten Gegenkultur der Punks und Mods und anderen Selbstdarstellern, die die Straße zur Bühne machen, als sei alles eine Castingshow.
So zeichnet diese Gruppenausstellung das Faszinosum Hollywoods nach, das noch immer viele Menschen auf der Suche nach Jobs in der Filmindustrie nach Los Angeles treibt. Wir sehen einige Stars, offiziell und privat, die Villen der Schönen und Reichen oder filmbegeisterte Touristen sowie zahlreiche Nebenmotive wie Filmrequisiten in den Studios. Die Ausstellung blickt über die gewählten Exponate einerseits 100 Jahre zurück und ist gleichzeitig hochaktuell; es ist eine Hommage an den langsam verblassenden Glanz einer ganzen Epoche, und so wird das kinematografische Storytellinghier mit fotografischen Mitteln fortgesetzt.
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Alte Pinakothek copyright Michael Nischke
Die fotografischen Arbeiten von Michael Nischke bekommen durch die angewandte Farb-Technik eine weitere, fast malerische Dimension. Wichtig ist dem Künstler auch die minimalistische Bildkomposition. Durch seine vielen Verbindungen und Reisen nach Asien ist Nischkes Bildästhetik geprägt von Reduktion. Sein Blick auf München ist überraschend anders und zeigt die Stadt aus einer völlig neuen Perspektive.
Museum Brandhorst nachts, copyright Michael Nischke
Monopteros 2018, Michael Nischke
Chinesischer Turm 2018 Copyright Michael Nischke
Zur Herstellung der Arbeiten werden spezielle, hochpigmentierter Tinten verwendet, die auf Aluminium gedruckt werden. Dieses Verfahren generiert eine sehr eigene, gedämpfte Leuchtkraft, die stark vom Einfall des Lichtes abhängig ist. Das quadratische Format der Fotografien erinnert bewusst an das in der analogen Fotografie der Mittelformat Kameras bekannte „Hasselblad-Format“.
Lenbachhaus 2016, copyright Michael Nischke
Galerie arToxin, Kirchenstr. 23, München
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© Chris Steele-Perkins / Magnum Photos
ETHIOPIA. feeding centre for people displaced by famine. 1983.
MSF leistet dort medizinische Hilfe, wo Menschenleben bedroht sind. Gründe für die Einsätze sind vor allem bewaffnete Konflikte, aber auch Epidemien, Pandemien und Naturkatastrophen oder die Ausgrenzung aus dem Gesundheitswesen. Mit der medizinischen Arbeit untrennbar verbunden ist seit der Gründung von MSF auch die Berichterstattung. Immer wieder hat die Hilfsorganisation öffentlich das Wort ergriffen, um auf nicht beachtete Krisen oder Machtmissbräuche aufmerksam zu machen.
© Enri Canaj / Magnum Photos
GREECE. Lesbos, 09 September 2020. Moria camp. The day-after a fire destroyed the majority of the refugees camp another major fire erupted and the totality of the camp has been burned. Refugees and asylum seekers have evacuated the camp but have not been allowed to enter the nearby town. Around 400 unaccompanied minors need urgent acomodation.
Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens stellt MSF vom 5. bis zum 29. Mai in der Photobastei in Zürich Fotografien der renommierten Agentur Magnum aus. Das Herzstück der Ausstellung sind die Bilder von sieben Fotograf:innen, die aktuelle Krisensituationen beleuchten – Gebiete in Ländern wie Honduras, Griechenland oder der Demokratischen Republik Kongo, in denen MSF derzeit im Einsatz ist.
© Newsha Tavakolian / Magnum Photos
Ergänzt wird die Reihe durch eine Auswahl an Fotografien aus dem Fotoarchiv von Magnum. Die Bilder dokumentieren die humanitären Krisen, die die Welt von 1971 bis heute heimgesucht haben: so zum Beispiel Szenen aus Afghanistan und dem Libanon, der Völkermord in Ruanda, das Massaker von Srebrenica, das Erdbeben in Haiti, das Drama der fliehenden Migrant:innen und das Sterben im Mittelmeer.
© Stuart Franklin / Magnum Photo. SUDAN. Kassala. January 6th 1985.
During the past few days 35,000 persons have left the Tigre province in North Ethiopia
and crossed the boarder into Sudan to reach the Takalabab camp (near Kassala) in the
eastern part of the country. Each day 850 refugees are evacuated to Wad Kowli, farther south,
by trucks furnished by the United Nations Organization. While waiting for their time to leave,
the others survive under extremely difficult conditions. A small group of doctors of the
organization Medecins Sans Frontieres take care of their most urgent heath problems. All
the same, many refugees die every day, victims of dehydration or malnutrition.
«Die Magnum-Fotograf:innen haben die schwierigen Kontexte, in denen wir tätig sind, fotografisch festgehalten. Diese Ausstellung zeugt von dem Engagement, das uns seit jeher verbindet: Die Aufmerksamkeit auf jene Menschen zu lenken, die viel zu oft von der Öffentlichkeit vergessen werden», sagt Camille Gomes, Projektleiter von MSF.
Die Fotografien zeigen aber auch, wie sich die medizinische Nothilfe im Laufe der Zeit verändert hat, welchen Herausforderungen sich diese damals wie heute stellen muss – und was die Organisation MSF in einem halben Jahrhundert bewirken konnte.
Die ursprünglich auf Januar angesetzte Fotoausstellung wurde aufgrund der Omikron-Variante des Coronavirus verschoben und wird neu vom 5. bis zum 29. Mai 2022 in der Photobastei in Zürich zu sehen sein.
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Camper in Hattingen, Ruhrgebiet 2000
Im Ruhrgebiet, wo sich die Orte mit ihren insgesamt 5,1 Millionen Einwohnern aneinander drängen wie Urlauber am Badestrand, da gibt es so viele Museen, Galerien, Kommunen, Kultureinrichtungen, Stiftungen usw., dass Brigitte Kraemer immer Abnehmer für ihre zumeist frei produzierten und selbstgewählten Themen findet.
Büdchen in Gelsenkirchen
Man kann die Art und Weise, mit der Brigitte Kraemer ihre Bilder fotografiert, mit Fug und Recht »klassisch« nennen. Zumeist mit der Leica aufgenommen und einem 35mm-Objektiv. Und immer nahe dran, gemeint im doppelten Sinn des Wortes. Dabei ist ihre Nähe zu den Protagonisten aber nicht nur eine Frage räumlicher Distanz, sondern vor allem emotionaler Verbundenheit.
Autowäscher im Ruhrgebiet
Für diese Arbeit investiert sie viel Zeit, denn vertrauensvolle Beziehungen, die Basis ihrer fotografischen Arbeit, entwickeln sich nicht im D-Zug-Tempo. In ihren Bildern wird deutlich was Annie Leibowitz meinte, als sie sagte: »Fotografie ist eine Liebesaffäre mit dem Leben.« Und das fotografiert Brigitte Kraemer, wo es sich anbietet, auch mit einem Augenzwinkern. Immer darauf bedacht, die notwendige Balance zwischen Distanz und Nähe zu behalten, um den richtigen Augenblick für den Druck auf den Auslöser nicht zu verpassen. So entstanden ihre bekanntesten Arbeiten wie Mann und Auto, Am Kanal, Die Bude oder Camper im Ruhrgebiet, von denen Bilder in der GAF gezeigt werden. In ihnen gelingt ihr eine treffende Visualisierung der Menschen im Pott.
Migrantenfamilie in Bottrop 2002
Brigitte Kraemer, geboren 1954 in Hamm, hat nach ihrer Ausbildung zur Steuergehilfin an der Folkwangschule für Gestaltung, Gesamthochschule Essen im Studiengang Visuelle Kommunikation studiert, u.a. bei Willy Fleckaus (Layout) und Angela Neuke (Fotografie). Von 1983 bis 1991 war sie mit Michael Wolf, Wolfgang Staiger und Marc Izikowitz Gesellschafterin der Fotografenagentur »Antrazit«.
Seit 1982 ist sie als freie Fotografin im Ruhrgebiet tätig. In ihrem langen Berufsleben erhielt sie für ihre Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen, u.a. zwei LeadAwards in Gold und Silber für die stern-Reportage »Auf ein neues Leben« im Jahre 2005 und für »Mann und Auto« den Fotobuchpreis 2008. Außerdem wurden ihre fotografischen Projekte mit zahlreichen Stipendien unterstützt.
GAF Galerie für Fotografie in Hannover, Seilerstraße 150, Hannover
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Peer Grenze des verbotenen Gebiets II Peer Boehm,
Galerie Poll Berlin, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Von Peer Boehm am Computer bearbeitet und auf extreme Kontraste reduziert, entstehen Leerstellen und bizarre, auf den ersten Blick nicht erkennbare Formen. In der Projektion auf Leinwand oder Papier erwachen die „historischen“, archivierten und ins kollektive Gedächtnis eingebrannten Aufnahmen so zu neuem Leben.
Der Künstler nutzt unter anderem bereits vorbedruckte Papiere wie zum Beispiel Seekarten oder Schnittbögen, auf die dann Fotomotive aufgezeichnet werden. Motiv und Vorlage stehen stets in einem Bezug zueinander und transportieren das Prinzip der Überblendungen so auch inhaltlich weiter.
Peer Boehm, Schokolade & Freiheit II Peer Boehm,
Galerie Poll Berlin, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Peer Boehm, Tauziehen, 2020 Peer Boehm copyright Peer Boehm,
Galerie Poll Berlin VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Peer Boehm erklärt: „In meinen Werken befasse ich mich hauptsächlich mit Erinnerungen. Das können persönliche Erinnerungen sein, aber vor allem auch zeitgeschichtliche wie zum Beispiel Fotografien von Willy Brandts Kniefall oder dem Checkpoint Charlie. So spielt Geschichte in meinen Arbeiten immer eine zentrale Rolle.“
Mirja Linnekugel, Künstlerische Leiterin Freundeskreis Willy-Brandt-Haus sagt über die Ausstellung: „In den Werken von Peer Boehm treffen Geschichte und aktuelle Themen künstlerisch aufeinander und regen die Betrachtenden an, sich mit den inhaltlichen Bezügen auseinanderzusetzen. Deshalb freuen wir uns sehr, diese Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Poll Berlin im Willy-Brandt-Haus zeigen zu können.“
Willy-Brandt-Haus, Stresemannstr. 28, Berlin
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Alec Soth mit seiner Tochter bei der Presseführung
im Münchner Kunstfoyer
Die Amerikakarte zeigt die Orte an denen Soth
seine fünf Serien fotografiert hat.
Rund 90 eindrucksvolle Werke, Publikationen und Entwürfe geben den Besuchern der Ausstellung im Kunstfoyer einen tiefen Einblick in das Werk von Alec Soth, den die britische Tageszeitung "The Telegraph" als den größten
lebenden Fotografen sozialer und geografischer Landschaften Amerikas bezeichnet. Der lyrische Dokumentarfotograf steht in der Tradition der großen Fotografen Robert Frank, Stephen Shore und Joel Sternfeld
Die Landschaften seines Heimatlandes USA – vor allem der majestätische Mississippi, die tosenden Niagarafälle, die weiten offenen Wüsten und unberührten Gebiete, die Kleinstädte und städtischen Randgebiete – sind seine Motive, die er in alltäglichen Momenten einfängt. Das Wesen des Menschen bleibt dabei stets zentraler Aspekt seiner Porträts, er richtet seinen Blick auf die Geschichte, die hinter jedem Bild steckt auf die menschlichen Emotionen, persönlichen Schicksale und Sehnsüchte. Dabei folgt Soth stets seinem ästhetischen Ansatz: »to me the most beautiful thing is vulnerability«.
Peter's houseboat, Winona Minnesota aus der Serie "Sleeping by the Missisipi".
Alec: " Manchmal habe ich die Leute nach ihren Träumen gefragt, Peter schrieb
'My Dream is Running Water'"
© Alec Soth / Magnum Photos
NIAGARA (2006)
Die Niagarafälle, Schauplatz spektakulärer Suizide und erschwinglicher Flitterwochen, wurden lange mit Liebe in Zusammenhang gebracht. Alec Soth besuchte die Niagarafälle während der Arbeit an seiner nächsten Serie sieben Mal. Dabei umkreiste er den Ort und suchte nach einem Weg, sein Motiv zu beschreiben. Dazu sagte er: „Wenn ich mir die Wasserfälle als Metapher vorstelle, dann denke ich an eine intensivierte Sexualität und ein nicht auszuhaltendes Verlangen.“
Er flirtet mit dem Postkartenklischee der Niagarafälle, ein Motiv, das auch bei den Malern des „American Sublime“ beliebt war. Er sammelt Zeugnisse der Leidenschaft: Notizen und Briefe, Poesiefetzen, das Herzsymbol, das sich in uner- wartete Orte einschleicht. Er trifft Menschen in Bars und Hochzeitslocations und bringt sie dazu, für ihn zu posieren.
Er fotografiert die Fassaden kitschiger Motels wie das Happiness Inn, das hinter seinen verschlossenen Türen unbekan- nte Dramen verbirgt. Dann stellt er seine schönen Fotografien des Wassers, das für immer in die Ewigkeit überfließt, neben seine Porträts der hoffnungsfrohen und der gebrochenen Herzen. In Niagara wird die gewaltige Erhabenheit der Natur eindringlich der Metaphorik der zerbrechlichen Liebe gegenübergestellt.
BROKEN MANUAL (2010)
"Tim und Vanessa waren eine der freundlichsten Menschen,
die ich während meiner Reisen traf. In ihrem Haus gab es
hunderte von fesselnden Geschichten zu finden."
© Alec Soth / Magnum Photos
Broken Manual untersucht die Sehnsucht, zu fliehen. Alec Soth begann, über den „Bombenleger vom Olympiapark“ Eric Robert Rudolph zu recherchieren, einen Rechtsradikalen, der vor dem FBI auf der Flucht war und von dem man wusste, dass er sich irgendwo in der Wildnis der Appalachen versteckt hielt. Im Laufe seiner Recherche tauchte Soth immer tiefer in die Welt ein, die sich ihm im Internet auftat. Dort stieß er auf Mitteilungen und Manifeste von Menschen, die sich für ein Leben fernab der Zivilisation entschieden hatten: Überlebenskünstler, Eremiten und Mönche. Er schuf seine eigene Handlungsanweisung, How to Disappear in Amerika (2009), eine Maquette, die im Buch Broken Manual weiterentwickelt wurde. Dazu zählten Schriften eines Lester B. Morrison. 2010 folgte eine Reihe selbstverlegter Magazine, die alle von Soths Verlag Little Brown Mushroom herausgegeben wurden.
Und so begab er sich – ähnlich wie Walt Whitman, der Mitte des 19. Jahrhunderts Amerika bewandert hatte – in gewissem Sinne auf die Suche nach sich selbst. Das Projekt markiert eine Zeit, in der er als Wanderfotograf zu einem Leben auf der Straße zurückkehrte. Eigenen Aussagen zufolge sehnte er sich damals danach, zu fliehen. Er äußerte auch, wie sehr er sich mit seinen Protagonisten, den Träumern und Einzelgängern, insbesondere den Männern, identifiziere: „Im Allgemeinen empfinde ich viel Zuneigung für diese Männer. Ich respektiere ihre Entscheidungen und versuche, sie zu verstehen.“ Er fühlt sich zur Intensität eines introspektiven Lebens hingezogen: „Es gibt hier definitiv den Aspekt eines Selbstporträts ... ein persönliches, autobiografisches Element“.
Seine Einsiedler fand er in den weiten unbesiedelten Landschaften Amerikas – in den dichten Wäldern und ausgedehnten Wüsten. Er fotografiert sie in ihrer Einsamkeit, als kleine Figuren, die in ihre Umgebung gestellt sind.
SONGBOOK (2014)
Nach Broken Manual wollte Alec Soth sich wieder mit der Welt verbinden. Die Fotografie kann ein einsames Medium sein, sowohl bei ihrer Erstellung als auch dadurch, dass sie bildlich den Abstand zwischen Menschen, insbesondere zwischen dem Fotografen und dem Objekt, zum Ausdruck bringt. Soth nannte sie „ein Medium der Trennung“. Zugleich ist sie unmittelbar und kommunikativ und somit ein hervorragendes Hilfsmittel zur sozialen Verbindung.
Sein erstes Geld verdiente Soth als Fotograf bei einer lokalen Tageszeitung am Ostrand der Zwillingsstädte Minneapolis und Saint Paul. Sein fotografisches Tagesgeschäft waren Stadtratssitzungen und Autounfälle, Hochzeiten und Gemeindetreffen. Nach wie vor bewundert er bei journalistischen Fotografen, dass sie völlig ohne Kunstgriffe auskommen, und nach wie vor erledigt er Auftragsarbeiten für Zeitungen und Magazine, zuletzt für The New Yorker in New Orleans, zehn Jahre nach Hurricane Katrina.
2012 initiierte er ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Brad Zellar. In einer Reihe von Road Trips durchquerten sie gemeinsam das Land. Sie arbeiteten wie Journalisten für eine fiktive Zeitung, auf der Jagd nach Storys von lokalem Interesse, und reagierten rasant auf Ereignisse, die sich in ihrer Umgebung abspielten. Nachts „verkrochen sie sich in ihre Motelzimmer, setzten die Zeitung zusammen und suchten die passenden Bilder zu den Storys aus.“
Das Ergebnis waren sieben bescheidene, ungebundene Publikationen, von denen jede „Depesche“ über einen anderen Bundesstaat berichtete: Kalifornien, Colorado, Michigan, New York, Ohio, Texas und schließlich 2014, zurück im Süden, Georgia.
In dem Buch, das später zum Songbook wurde, wandeln sich Soths Fotografien von Hilfsmitteln der Kom- munikation hin zu Aufbewahrungsorten der Empfindung. Die Bilder wurden von Zellars informativem Text befreit und in eine Reihenfolge gebracht, die eine Verlangsamung sowie einen visuellen und emotionalen Rhythmus schafft, der auf über 144 Seiten beibehalten wird. Lyrikfetzen aus dem Great American Songbook– populäre Stücke von Musikern wie Cole Porter oder Irving Berlin – sind zwischen den Fotografien eingestreut. Diese assoziative Wirkweise beschwört zusammen mit dem kontrastreichen, an die Mitte des 20. Jahrhunderts angelehnten Schwarz-Weiß-Stil genau die Stimmung herauf, nach der Soth suchte: „nostalgisch, jedoch gleichzeitig mit einer beklommenen, einsamen Komponente“.
Home Sweet Home aus der Serie "Songbook"
Songbook ist eine Chronik Amerikas im 21. Jahrhundert. Es erforscht die Conditio humana im digitalen Zeitalter: einer Ära, in der wir verbunden sind wie nie zuvor – und möglicherweise dennoch getrennter als je zuvor.
A POUND OF PICTURES (2022)
„A Pound of Pictures“, entstanden zwischen 2018 und 2021, umfasst Fotografien, die während einer Reihe von Roadtrips quer durch die USA aufgenommen wurden. Soth zeichnet darin Menschen und Orte mit subtilen Beziehun- gen auf. Einige Bilder der Serie beziehen sich auf die Fotografie selbst und untersuchen das Medium und seine limitierte Fähigkeit, das Flüchtige festzuhalten.
Der Titel der Serie ist inspiriert von einer Person, der Soth begegnete und die Fotos nach Gewicht verkaufte. Soth be- gann die Serie als Hommage an Abraham Lincoln und Walt Whitman, beschloss aber später, seinen Ansatz zu erweit- ern. Er benutzt seine Kamera als eine “Ausrede, sich herumzutreiben und etwas auszugraben”, folgt seiner Intuition und Wachsamkeit, kehrt zu Orten zurück, die er bei früheren Projekten besucht hat und erkundet neue Themen.
Soth erklärt, dass seine Fotografien jenseits ihrer Oberfläche hauptsächlich „den Prozess ihrer eigenen Herstellung behandeln. Sie versuchen, in die ekstatisch spezifische Welt einzutauchen und eine Verbindung zwischen dem Ephemeren (Licht und Zeit) und dem Physischen (Augenlinsen und Film) herzustellen. Die kumulierten Verbindungen schaffen bestenfalls Konstellationen möglicher Bedeutung“.
Zur Ausstellung erscheint die begleitende Publikation Alec Soth. Gathered Leaves. Annotated im MACK Verlag.
Preis 55 Euro
Versicherungskammer Kulturstiftung | Kunstfoyer | Maximilianstr. 53 | 80538 München
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Herlinde Koelbl: Angela Merkel
2021, Bild 2
© Herlinde Koelbl
In ungewöhnlich ruhigen und intimen Großaufnahmen hat Herlinde Koelbl das Bild einer Politikerin eingefangen, die zunehmend in den Medien präsent ist. Keine Machtsymbole verstellen den Blick oder lenken von der Portraitierten ab. Vorauszusehen war Merkels Aufstieg nicht. In der Bundesrepublik besetzten bis dahin nur Männer die Ämter des Kanzlers, Bundespräsidenten oder Außen- ministers. Auch vor 1949 waren sämtliche staatlichen Führungspositionen in männlicher Hand gewesen. In der deutschen Geschichte war sie die erste Regierungschefin.
Ausstellungsansicht "Herlinde Koelbl. Angela Merkel Portraits 1991 – 2021"
© Deutsches Historisches Museum/Mathias Völzke
Mit der Ausstellung „Herlinde Koelbl. Angela Merkel Portraits 1991-2021” lädt das Deutsche Historische Museum vom 29. April bis zum 4. September 2022 dazuein, die Stationen von Merkels politischer Karriere bis zum Ende ihrer Zeit als erste deutsche Bundeskanzlerin fotografisch nachzuverfolgen. Von keinem anderen Politiker und keiner anderen Politikerin existiert eine ähnlich umfassende Langzeitserie, die einen vergleichbaren internationalen Aufstieg begleitet. Eshandelt sich daher um Nahaufnahmen einer physischen und psychischen Verwandlung und zugleich um das Protokoll einer ungewöhnlichen Begegnung.
Ausstellungsansicht "Herlinde Koelbl. Angela Merkel Portraits 1991 – 2021"
© Deutsches Historisches Museum/Mathias Völzke
Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum: „Als historisches Museum interessiert uns an dieser erstaunlichen Langzeitserie ganz besonders, dass es keine vergleichbare weibliche Führungspersönlichkeit in derdeutschen Geschichte und Politik gegeben hat. Mit Angela Merkel treffen unsere Besucherinnen und Besucher auf eine deutsche Politikerin, deren Weg beispiellosist. Herlinde Koelbl ist es gelungen, dies in ihren Aufnahmen auf einzigartige Weise einzufangen.”
Herlinde Koelbl: Angela Merkel
1991, Bild 1
© Herlinde Koelbl
Herlinde Koelbl, Fotokünstlerin und Kuratorin der Ausstellung: „Angela Merkels Kraft und ihre Eigenwilligkeit fielen mir auf, deshalb habe ich sie 1991 für meine fotografische Langzeitstudie ausgewählt. Ich habe sie immer nach einem klarenKonzept fotografiert: Kopf, sitzend, stehend. Es gab auch keine Anweisungen meinerseits, außer: Schauen Sie mich mit einem offenen Blick an. Diese Begegnungen waren immer etwas Besonderes. Auch bei großem Stress hat sie dieTermine immer gehalten. Vielleicht hat sie als Wissenschaftlerin dieDokumentation ihrer eigenen Veränderung auch als Experiment gesehen.”
Die rund 60 Portraitaufnahmen werden ergänzt um prägnante Zitate Merkels, Audiostationen und eine Videocollage mit Ausschnitten aus Interviews, die Herlinde Koelbl von 1991 bis 1998 mit Angela Merkel geführt hat. Die Antworten auf die jährliche Frage „Was haben Sie gelernt?” zeugen von Merkels Entwicklungsprozess im männlich dominierten Politikbetrieb der neunziger Jahre.
Die rund 60 Portraitaufnahmen werden ergänzt um prägnante Zitate Merkels, Audiostationen und eine Videocollage mit Ausschnitten aus Interviews, dieHerlinde Koelbl von 1991 bis 1998 mit Angela Merkel geführt hat. Die Antworten auf die jährliche Frage „Was haben Sie gelernt?” zeugen von Merkels Entwicklungsprozess im männlich dominierten Politikbetrieb der neunziger Jahre.
Bereits 1999 zeigte das DHM die Fotoausstellung „Spuren der Macht“, für die Herlinde Koelbl von 1991 bis 1998 fünfzehn Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien wiederholt portraitiert hatte. Mit Angela Merkel führte Koelbl die Zusammenarbeit fort. Das Ergebnis setzt sich zu einer dreißigjährigen Chronik der „Epoche Angela Merkel” zusammen.
Die Ausstellung bietet einen barrierefreien Zugang. Der gleichnamige Bildband „Herlinde Koelbl. Angela Merkel. Portraits 1991–2021” ist im Taschen Verlagerschienen.
Herlinde Koelbl ist eine der renommiertesten deutschen Fotokünstlerinnen. Ihr umfassendes Werk zeichnet sich vor allem durch fotografische Langzeitprojekte aus, oft ergänzt von tiefergehenden Gesprächen und Videoaufnahmen.
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Brigitte Accept My Flower - Narcisistic Overload © Hubertus von Hohenlohe
Hubertus von Hohenlohe ist Fernsehmacher, Musiker, Cosmopolit und zugleich Fotograf und Street Artist. Prominente Gesichter und ornamentale Details bestimmen neben poppigen Farben den faszinierenden Bildaufbau, in dem eines nie fehlen darf: er selbst. Perfekt fügt sich Hubertus von Hohenlohe in seine Werke ein und wird Teil des Bildes. In manchen Aufnahmen geschieht dies sehr plakativ, in anderen lädt er Betrachter*innen förmlich ein, auf die Suche nach seiner Selbstinszenierung zu gehen. Mit seiner Leica Q nutzt er bei jeder Gelegenheit seine situative Spontanität, den Überraschungsmoment, um die Natürlichkeit seines Gegenübers einzufangen. Er verzichtet dabei auf jegliche Vorbereitungen, Assistent*innen oder einschüchternde Objektive und gibt seinem Gegenüber somit keine Zeit, sich zu verstellen oder in eine Rolle zu schlüpfen – er arbeitet intuitiv und schnell.
Prada Jungles - Narcisistic Overload © Hubertus von Hohenlohe
Lenny Kravitz - Narcisistic Overload © Hubertus von Hohenlohe
Für alle Interessierten, die gerne einmal vor der Kamera von Hubertus von Hohenlohe stehen möchten, hält die Leica Galerie München im Rahmen dieser Ausstellung ein ganz besonderes Angebot bereit: ein exklusives Portrait-Shooting mit Hubertus von Hohenlohe am 9. und 10. April 2022 sowie am 14. und 15 Mai 2022. Termine und Preise können über den Leica Store|Galerie München via E-Mail unter info@leicastore-muenchen.com oder telefonisch unter 089/260 100 00 vereinbart und angefragt werden.
Silence Please 2018 - Narcisistic Overload © Hubertus von Hohenlohe
Under Her Skirt - Narcisistic Overload © Hubertus von Hohenlohe
Vom 8. April bis zum 30. Juni 2022 ist die Ausstellung „Narcisistic Overload“ in der Leica Galerie München zu sehen. Alle Exponate der Ausstellung sind limitiert und können käuflich erworben werden. Die Leica Galerie München ist Montag bis Samstag von 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
Kuba, ein Land, das man sofort mit fröhlichen Menschen in farbenprächtigen Kleidern verbindet. Mit Autos aus den 50er Jahren, die auf den Straßen den Blick eines jeden Touristen auf sich ziehen, sowie einem losgelösten Ambiente in Buena-Vista-Bars kombiniert mit einer kubanischen Zigarre und dem legendären landesüblichen Rum. Ein Land, das, wenn man den Blick die Straßen und Häuser entlangschweifen lässt, den Eindruck vermittelt, als wäre die Zeit einfach stehen geblieben.
© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
Entgegen dieser ersten Assoziation eröffnet der deutsche Fotograf und Autodidakt Volker Figueredo Véliz mit seinen Fotografien den Betrachtern eine ganz neue und zugleich sehr beeindruckende Sichtweise auf das Land und die Leute. Figueredo hat einen Großteil seines Lebens in Kuba verbracht. In Kuba hat er geheiratet und seine fotografische Inspiration gefunden. Mit seiner Leica dokumentiert er immer wieder, was typisch für Kuba ist und nur selten von Urlaubern gesehen wird und auch nicht gesehen werden kann. Er eröffnet den Besuchen der Leica Galerie Stuttgart einen Blick hinter die Kulissen, gibt ihnen Einblicke in das alltägliche Leben, die Sitten und Bräuche.
© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
Figueredo ist ein ausgezeichneter Fotograf, der es versteht, mit seiner Kamera das Wesentliche eines Moments einzufangen – ungestellt, aber immer ästhetisch und technisch perfekt. Besonders beeindruckend sind seine Schwarzweiß-Fotografien, die man zunächst nicht so recht mit dem farbenfrohen Kuba in Verbindung bringen will. Aber genau diese Aufnahmen bleiben in Erinnerung. 2021 veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit dem dpunkt.Verlag das Buch „Los Cubanos – Auf der Suche nach der Seele Kubas“, das neben seinen beeindruckenden Fotografien auch interessante Hintergrundinformationen rund um das Land und die Leute Kubas beinhaltet. Das Buch ist ebenfalls in der Leica Galerie Stuttgart erhältlich.
© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
© Volker Figueredo Véliz - Los Cubanos
Volker Figueredo Véliz wurde 1953 als Volker Büffel geboren und arbeitete rund 40 Jahre bei einem großen Computerhersteller. Anschließend zog er nach Kuba, wo er mehrere Jahre lebte, seine fotografische Inspiration fand und seine jetzige Frau kennenlernte. Als Fotograf hat er sich mit seinen Bildstrecken zu Kuba weltweit einen Namen gemacht. Seine Serie „Cuba Inside“ wurde bereits in mehreren Galerien in Deutschland ausgestellt. Seit 2018 lebt er mit seiner Frau Somaida und Tochter Yoana in Deutschland, besucht Kuba aber wann immer es ihm möglich ist.
Leica Galerie Stuttgart, Calwer Straße 41, Stuttgart
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Thomas Hoepker
1966. Ali jumping
© Thomas Hoepker / Magnum Photos
Early Works (1954–1959)
Thomas Hoepker
1958 at Crotone in Calabria, southern Italy. Portrait
of my first Leica and a friend I was traveling with
© Thomas Hoepker / Magnum Photos
Bereits im Alter von 14 Jahren fertigte Thomas Hoepker (*1936, München) erste Aufnahmen mit einer Glasplattenkamera. Frühe Auszeichnungen beim „Jugend photographiert“-Wettbewerb auf der photokina 1956 und 1958. Schon während seines 1956 begonnen Studiums der Kunstgeschichte und Archäologie unternahm Hoepker zahlreiche Reisen, auf denen sich bereits sein starkes Reportage-Interesse zeigt. Zu sehen ist eine Auswahl dieser frühen Aufnahmen, die zum Teil erstmals gezeigt werden.
Thomas Hoepker
1958. Italy
© Thomas Hoepker / Magnum Photos
Roadtrip 1963; Bildreporter bei „Kristall“ und „stern“
Thomas Hoepker
1963. Nevada
© Thomas Hoepker / Magnum Photos
Ab 1960 beginnt Hoepkers Karriere als Bildreporter bei verschiedenen deutschen Magazinen. Ein Höhepunkt seiner Tätigkeit für das Hamburger Magazin „Kristall“ war 1963 ein dreimonatiger Roadtrip durch die USA, der im Magazin mit vier langen Bildstrecken vorgestellt wurde. Zusammen mit dem Textautor Rolf Winter erkundete Hoepker ein Land voller Widersprüche. So entstand ein vielseitiges, starkes visuelles Zeugnis US-amerikanischer Realität. 1964 wechselte Hoepker in die Redaktion des „stern“; hier entwickelte er sein Talent weiter, zahllose Aufträge führten den rastlosen Fotografen quer durch die Welt.
Champ: Reportage über Muhammad Ali, 1966
Thomas Hoepker
USA. Chicago 1966. MUHAMMAD ALI,
boxing world heavy weight champion showing off his right first
© Thomas Hoepker / Magnum Photos
Besondere Aufmerksamkeit erzielte er mit seiner „Champ“-Reportage über Muhammad Ali. Über Wochen begleiteten Hoepker und seine Frau, die Autorin Eva Windmöller, den Boxer und erhielten einen intimen Einblick in dessen Leben. Am bekanntesten wurden die Aufnahmen, die eine ausgestreckte Faust direkt vor der Leica des Fotografen zeigen; in der Ausstellung wird eine größere Motivauswahl präsentiert.
Bildreporter in der DDR 1976 - 1978
Durch die Möglichkeit, seine als Journalistin in Ost-Berlin akkreditierte Ehefrau zu begleiten, war Hoepker einer der wenigen Bildkorrespondenten, die den Alltag in der DDR über mehrere Jahre in eigener Anschauung erkunden konnten. Dieses Ausstellungskapitel zeigt eindrücklich, wie der Fotograf mit seinen sensiblen Bildern ein Stück Zeitgeschichte geschrieben hat.
Roadtrip 2020: USA revisited
Thomas Hoepker
USA. 2020. Town of Merkel in Texas
© Thomas Hoepker / Magnum Photos
Die jüngsten Aufnahmen der Retrospektive entstanden 2020 während einer erneuten Reise des Fotografen durch die USA. Auf den Spuren seiner ersten Reise von 1963 durchquerte der mittlerweile vierundachtzigjährige Fotograf noch einmal das Land. Erstmals werden diese Farbaufnahmen in der Ausstellung zu den längst historischen Motiven in Beziehung gesetzt. Zeitgleich zur Retrospektive erscheint im Steidl Verlag der Bildband „The Way it was. Road Trip USA“, eine ebenso spannende wie kritischen Zeitreise durch das Land und durch die Zeit.
Thomas Hoepker – Bilderfabrikant. Aus sieben Jahrzehnten: Bilder, die bleiben
Portrait Thomas Hoepker
© Arne Wesenberg
Die aktuelle Ausstellung belegt eindrücklich Hoepkers durchgängiges Interesse an gesellschaftlichen Themen und sein besonderes Einfühlungsvermögen für die von ihm porträtierten Menschen, ganz gleich ob prominent oder namenlos. Dieser humanistische Ansatz war für den Fotografen immer bestimmend; Authentizität und die fotografische Zeugnishaftigkeit sind die prägenden Konstanten seiner Arbeit. Gern bezeichnet er sich selbst immer ganz bescheiden als Auftragsfotograf, als „Bilderfabrikant“. Als einer, der sich für nichts Geringeres als für die Wirklichkeit interessiert, für die Wahrhaftigkeit des Augenblicks. Unaufgeregt, subtil und fern von Sensationslust wurden viele seiner Motive durch ihre präzise Bildgestaltung und dichte Bildaussagen sowie Hoepkers feinem visuellen Gespür zu Ikonen der „concerned photography“. Kein Schockbild lässt sich finden; eher sind es die stillen alltäglichen Dramen, die er in sensiblen und subtilen Fotografien eingefangen hat. Eine seiner bekanntesten Aufnahmen entstand am 11. September 2001 in New York. Sie wurde erst 2005 erstmals ausgestellt und hat seitdem immer wieder heftige Diskussionen ausgelöst. Der zufällige Moment, aber auch ihre Perfektion haben diese Fotografie zu einem ersten Symbolbild des 21. Jahrhunderts werden lassen. Es ist eines der unzähligen wichtigen Bilder, die Hoepker über die letzten sieben Dekaden aufgenommen hat. Bilder, die bleiben.
Die Ausstellung wird mit freundlicher Unterstützung von WhiteWall realisiert.
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Im Oktober 2021 hat die Fachjury in den Kategorien „Deutscher Friedenspreis für Fotografie“ und „Beste Nachwuchsarbeit“ aus über 600 eingereichten Arbeiten aus insgesamt 95 Ländern die Gewinner:innen des aktuellen Felix Schoeller Photo Awards gekürt. Jetzt werden die Bilder im Berliner Willy-Brandt-Haus gezeigt.
Copyright Emeke Obanor, Nigeria, Heroes,
Felix Schoeller Photo Award 2021
Den “Deutscher Friedenspreis für Fotografie” hat der nigerianische Fotograf Emeke Obanor mit der Arbeit “Heroes” gewonnen. Der zeitgenössische Kunst- und Dokumentarfotograf fotografierte von der Terrororganisation Boko Haram entführte Mädchen, denen eine Rückkehr in die Freiheit gelungen ist. Obwohl die Mädchen während ihrer Gefangenschaft radikalisiert wurden, haben sie nicht den Glauben und den Mut verloren, für ihre Ausbildung und damit eine bessere Zukunft zu kämpfen.
© Shirin Abedi, May I Have This Dance, Felix Schoeller Photo Award 2021
Über den Titel “Beste Nachwuchsarbeit” darf sich die in Teheran geborene Shirin Abedi mit ihrer Arbeit “May I Have This Dance?” freuen. Ihre poetische Bildserie zeigt die iranische Ballettszene, die sich für die Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit einsetzt - in einem Land, wo laut iranischem Gesetz Unmoral und Unzucht die Folge von sinnlichem Tanz sind.
Diese sowie viele weitere Arbeiten von Fotograf:innen aus verschiedensten Ländern sind im Rahmen der Ausstellung im Willy-Brandt-Haus zu sehen und bringen Einblicke und Momentaufnahmen aus der ganzen Welt nach Berlin.
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Dayanita Singh, Museum Bhavan, 2017, Installation vor dem Taj Mahal
Seit den 1980er Jahren hat Dayanita Singh eine wegweisende Praxis entwickelt, die sich Genres entzieht, die Grenzen des Mediums auslotet und unsere Wahrnehmung von Bildern erweitert. Singh befreit das Foto von der Wand und das Buch aus dem Bücherregal, um ganz eigene Darstellungsformen und Verbreitungswege zu schaffen.
Für Dayanita Singh liegt die eigentliche künstlerische Arbeit nicht in der fotografischen Bildproduktion, sondern im Entwickeln von Darstellungsformen, in denen ihre Bilder wachsen können. Sie fordert uns dazu auf, uns neue, beweglichere und zugänglichere Arten von Ausstellungen und Museen vorzustellen. Ihr Werk bewegt sich fließend zwischen Genres, Formen und Räumen – von mobilen Museen über Buch-Objekte zu Büchern, die selbst zu Ausstellungen werden.
Dayanita Singh, Let’s See, 2021
Dancing with my Camera vereint zentrale Arbeiten aus Singhs Œuvre: von I am as I am(1999) und Go Away Closer (2007) bis hin zu ihren jüngsten Projekten Let’s See (2021), Museum of Dance (Mother Loves to Dance) (2021), Museum of Tanpura (2021) und Mona Montages (2021). Im Gropius Bau wird außerdem zum ersten Mal ihre neueste Arbeit Painted Photos (2021–2022) zu sehen sein.
Dayanita Singh, Museum of Chance, 2013
Für Dayanita Singh ist die Fotografie kein Selbstzweck, sondern das Rohmaterial ihrer Arbeit. Über einen Zeitraum von vierzig Jahren legte sie ein umfangreiches Bildarchiv an, aus dem nun die Ausstellung im Gropius Bau schöpft. Aktiviert werden ihre Bilder durch die einzigartigen Formen, welche die Künstlerin für sie entwirft. In Dancing with my Camera nimmt Singh uns mit auf eine Reise, auf der wir Freund*innen und Bekannten begegnen – Menschen, die Singh immer wieder in öffentlichen oder privaten Räumen porträtiert hat, in ihren Wohnungen und Häusern, in Archiven oder beim Tanzen in Aufenthaltsräumen und auf Friedhöfen.
Dayanita Singh, Museum of Chance, 2013
„Nachdem ich mein Archiv mit Fotografien aus den letzten vier Jahrzehnten durchgesehen habe, wurde mir klar, dass es kaum von Bedeutung ist, was ich fotografiert habe und wie ich fotografiert habe. Von Bedeutung ist allein, dass ich fotografiert habe und dass ich unablässig fotografiert habe, oft dieselben Orte, Menschen, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt. Das ist die eigentliche Arbeit.“— Dayanita Singh
Zu den zentralen Werken Dayanita Singhs gehören ihre „Museen“, Strukturen, die einen wichtigen Wendepunkt in ihrer künstlerischen Praxis markieren und die Grundlage für das Museum Bhavan (2013) bildeten: eine Gruppe aus neun „Museen“ auf Reisen. Jedes von ihnen enthält eine Sammlung aus älteren und neueren Fotografien Singhs in beweglichen Holzstrukturen, die Ausstellung und Lagerung vereinen. Diese Museen wurden geschaffen, um die darin gezeigten Bilder schnell austauschen zu können und den Raum, in dem sie aufgestellt werden, zu verwandeln. Singh bezeichnet das als „Foto-Architektur“.
Dayanita Singh, Suitcase Museum, 2015
Das Museum of Chance (2013) umfasst 163 Fotografien in einer großen Holzstruktur und lässt sich als das „Muttermuseum“ der verschiedenen Museen begreifen. Auf der gegenüberliegenden Seite verwandeln sich die gleichen Fotografien in das Suitcase Museum (2015), das 44 Buch-Objekte des Museum of Chance umfasst. Im selben Raum nehmen diese Fotografien auch die Form eines der neun Bücher im Leporello-Format der Museum Bhavan-Box (2017) an. Auf diese Weise kreist Singhs Werk kontinuierlich zwischen den Formen, die sie erschafft. Das Museum of Shedding (2016) bildet wiederum einen häuslichen Raum, der so angelegt wurde, dass die Künstlerin selbst darin leben kann – mit einem Bett, einem Schreibtisch und einer Bank für Besucher*innen. Die Architecture Pillarsbestehen aus modularen Kuben, die in unzähligen Variationen neu angeordnet und zum einfacheren Transport flach zusammengelegt werden können.
Durch klassische Arbeiten wie File Museum (2012), File Room Bookcase (2014), Time Measures (2016) und Kochi Box (2016) wird Dayanita Singhs Faszination für persönliche und institutionelle Archive in der Ausstellung reflektiert. Eine zentrale Rolle für Singhs Schaffen spielt jedoch auch ihr eigenes, hauptsächlich aus analogen Kontaktbögen bestehendes Archiv, das die Künstlerin unaufhörlich neu sichtet. Auf diese Weise entwickelt sie neue Arbeiten wie etwa Let’s See (2021), deren vollkommen neue Form sich aus dem Kontaktbogen ableitet.
Menschliche Nähe, Tanz, Bewegung und Musik sowie Begegnungen mit Menschen, Objekten und Medien bilden die Leitmotive in Singhs fotografischen Streifzügen durch Kontinente und Geografien. Die eigens für die Ausstellung im Gropius Bau fertiggestellte Arbeit Museum of Dance (Mother Loves to Dance) (2021), eine fotografische Typologie von Tänzer*innen, beruht auf Singhs Faszination für Bewegung. Das Zusammenspiel der insgesamt 108 Fotografien suggeriert eine Art verwandtschaftlicher Beziehung zwischen den Figuren aus Singhs Arbeiten – von Mona, die auf den Straßen oder dem Friedhof tanzt, auf dem sie gegen Ende ihres Lebens wohnte und nun begraben ist, über Singhs Mutter, die auf Familienhochzeiten tanzt, bis zu einigen der bekanntesten klassischen indischen Tänzer*innen und Bollywood-Choreograf*innen.
„Dayanita Singhs neue Formen befreien die Fotografie nicht nur von Raum und Zeit, sondern auch von ihrer Gebundenheit an Wände. Ihre Strukturen – Museen, Säulen, Leitern, um nur einige zu nennen – aktivieren nicht nur ihre Bilder, sondern auch unsere Körper. Sie berührt unsere Sinne, indem sie unsere Bewegungen lenkt, während wir Bilder betrachten, die subtil sind, persönlich, vertraut und gleichzeitig fremd wirken. Singhs Werk fügt sich in das Programm des Gropius Bau ein, das Räume für Austausch und Gemeinschaftlichkeit schaffen möchte. Menschliche Nähe, Tanz, Bewegung und Musik sind für Dayanita Singhs Buch-Objekte, Foto-Architekturen und Museen von zentraler Bedeutung. Singh zeigt uns, wie wir durch die Bewegung von Körpern, Informationen und Bildern miteinander verbunden sind.“ — Stephanie Rosenthal, Direktorin des Gropius Bau und Ausstellungskuratorin
Dancing with my Camera legt einen besonderen Fokus auf Dayanita Singhs Buch-Objekte, die einen wesentlichen Bestandteil ihres Œuvres darstellen. Für Singh ist das veröffentlichte Buch keine Ergänzung der Ausstellung, sondern eine Ausstellung für sich – einem ständigen Prozess der Wandlung und Umgestaltung unterworfen und allen zugänglich, die es mit nach Hause nehmen möchten. Auf diese Weise lädt sie die Menschen ein, zu Hause selbst zu Kurator*innen ihres Werks zu werden. Singh begreift die Bildproduktion nur als einen sehr kleinen Teil der Fotografie und sieht die eigentliche Stärke des Mediums in seiner Verbreitungsfähigkeit. Aus diesem Grund bezeichnet sie sich oft als „Offset-Künstlerin“. Bislang hat Singh 13 Bücher veröffentlicht. Indem sie ihnen eine wichtigere Rolle als ihren Ausstellungsdrucken zuweist, verändert sie das Verständnis des Mediums Buch für die Fotografie. Auch die meisten ihrer Arbeiten konzipiert sie zuerst in Buchform; viele dieser ursprünglich im Steidl-Verlag erschienen Kunstwerke werden nun in der Ausstellung als Buch-Objekte gezeigt.
„Mein Medium ist die Fotografie. Ich drehe und wende sie, ich ringe mit ihr – bis die Form sich mir offenbart. Darin besteht meine Arbeit als Künstlerin: die Möglichkeiten freizulegen, die die Fotografie in sich trägt.“ — Dayanita Singh
Dancing with my Camera wird kuratiert von Stephanie Rosenthal, Direktorin des Gropius Bau.
Die Ausstellung wird außerdem im Museum Villa Stuck in München, im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean – Mudam in Luxemburg sowie im Serralves Museum of Contemporary Art in Porto zu sehen sein.
Dayanita Singh wurde 1961 in Neu-Delhi, Indien, geboren. Sie studierte Visuelle Kommunikation am National Institute of Design in Ahmedabad sowie Fotojournalismus und Dokumentarfotografie am International Center of Photography in New York. Singh lebt und arbeitet in Neu-Delhi.
Gropius Bau, Niederkirchner Straße 7, Berlin
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Ai Weiwei: dropping a han dynasty urn, 1995
Privatsammlung Foto Albertina Wien Lisa Rastl Reiner Riedler
c 2022 Ai Weiwei
Schon die frühesten Werke von Ai Weiwei sind von der Auseinandersetzung mit seinem Heimatland China geprägt, wo er als Kind durch die Verbannung seines Vaters, des großen Dichters Ai Qing, die Auswirkungen der Kulturrevolution miterlebte. Als junger Mann im New Yorker East Village der 1980er-Jahre wurde er Zeuge und Dokumentarist der dortigen Protestbewegung.
Ai Weiwei: Fuck, 2000
Privatsammlung Foto Albertina Wien Lisa Rastl Reiner Riedler
c 2022 Ai Weiwei
Ai Weiwei: Study of Perspective Eiffel Tower, 1999
Albertina Sammlung Essl Foto Mischa Nawrata
c 2022 Ai Weiwei
Zurück in Peking waren es die unmittelbaren Nachwehen des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens, auf die er künstlerisch reagierte. Sein ausgestreckter Mittelfinger, den er bekannten Bauwerken als Repräsentationsobjekten der Macht entgegenhielt und damit Missstände anprangerte, wurde schließlich zu seinem Markenzeichen. Immer wieder sind es Machtstrukturen und die Mechanismen der Herrschaftsausübung, die der Künstler thematisiert, sei es die Zerstörung von Kulturgütern als Ausdruck der eigenen Überlegenheit oder die Ausübung von Manipulation, Zensur und Überwachung von staatlicher Seite. Unablässig schaut er stets dort genauer hin, wo er Meinungsfreiheit und Menschenrechte in Gefahr sieht – bei Einschüchterungsmethoden der chinesischen Regierung, der Bedrohung von Journalisten sowie politischen Aktivisten über die Proteste in Hongkong und die massiven Restriktionen in Wuhan beim Ausbruch der Corona-Pandemie bis hin zur eigenen Inhaftierung im Jahr 2011.
Ai Weiwei: sacredi supper, 2013
courtesy Lisson Gallery Foto Courtesy Ai Weiwei Studio and_Lisson Gallery
c 2022 Ai Weiwei
Ai Weiwei: handcuffs, 2012
Privatsammlung Foto Albertina Lisa Rastl Reiner Riedler
c 2022 Ai Weiwei
Ai Weiwei: Odyssey, 2017
courtesy of the artist Foto Courtesy Ai Weiwei Studio
c 2022 Ai Weiwei
Die aktuelle Situation Flüchtender auf der ganzen Welt betrachtet Ai als die vielleicht größte globale humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, als enorme Herausforderung für uns als solidarische Gesellschaft – und sieht bei jedem und jeder einzelnen von uns die Verantwortung, zu handeln. Mit Ai Weiweis kulturellen Readymades, seinen Wandarbeiten, Skulpturen, Installationen, Fotografien und zahlreichen Filmen bietet die Ausstellung einen beeindruckenden Überblick über die mehr als vier Jahrzehnte währende Karriere des Künstlers und beinhaltet Schlüsselwerke aus allen Schaffensphasen.
Albertina Modern, Karlsplatz 5, Wien
Ai Weiwei, marble sofa 2011
Privatsammlung Foto Albertina Lisa Rastl Reiner Riedler
c 2022 Ai Weiwei
Zu der Ausstellung ist ein Katalogbuch erschienen:
Ai Wei Wei
Herausgeber: Dieter Buchhart, Elsy Lahner, Klaus Albrecht Schröder
Erscheinungsjahr: 2022
Sprache: Deutsch
Seiten: 336
Maße: 30 x 24 cm, Hardcover
Gewicht: 2,5 kg
ISBN: 9783777439648
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Frieda Riess Selbstbildnis mit Papagei 1922 copyright Ullsteinbild
Berlin war in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts bis zur Machtergreifung durch die Nazis nicht nur die Hauptstadt der Kunst-Avantgarde, sondern auch der Fotografiekunst. „Die Riess“, wie sie von den Zeitgenossen genannt wurde, gehört zu den größten Fotografinnen der Weimarer Republik. Ihr Foto-Atelier war in den zwanziger Jahren Berlins eine Institution. Dort gingen Künstler, Literaten, Schauspieler, Sportler und Politiker ein und aus, um sich porträtieren zu lassen. „Tuschend mit Hilfe des Lichts“, so beschreibt der Schriftsteller Gottfried Benn die besondere Arbeitsweise der Fotografin, die sich bei ihrer Arbeit von dem Ausdruckswillen des Expressionismus beeinflussen ließ.
Frieda Riess: Emil Jannings in Alles für Geld, 1923
Frieda Riess: Maria Leeser, 1921
Die stark an der expressionistischen Malerei orientierten Porträts von Frieda Riess wurden 1925 in der berühmten Berliner Galerie Alfred Flechtheim zum ersten Mal ausgestellt. Ebenfalls 1925 eröffnete Yva (Else Neuländer-Simon) ihr erstes Atelier, in dem später Helmut Newton bis 1938 eine Lehre absolvierte. „Dass ich bei Yva lernen durfte, war der Olymp für mich“, so Newton.
Yva: Lil Dagover Schauspielerin Berlin, 1930
Yva ohne Titel um 1932
Yva Beine 1927-28
Im Rahmen der Ausstellung sind zahlreiche, für diese Zeit spektakuläre Modeaufnahmen von Yva zu sehen, darunter die legendären Inszenierungen von Damenbeinen in Seidenstrümpfen. In ihrer Werbefotografie setzte sie die Mehrfachbeleuchtung ein, eine für die surreale Fotografie typische Technik, die sie meisterhaft beherrschte. Mit ihren technisch aufwendig und perfekt inszenierten Werbe- und Modeaufnahmen avancierte Yva zur Spezialistin der Modefotografie.
Yva ohne Titel (Creme Mouson) um 1937
Die Ausstellung umfasst rund 130 Schwarz-Weiß-Aufnahmen, darunter beeindruckende Porträts und spektakuläre Modeaufnahmen dieser Zeit.
Die kuratorische Arbeit für diese Ausstellung – die im Fotografie-Forum der Öffentlichkeit zum ersten Mal präsentiert wird – begann bereits 2018. Hierbei wurde Dr. Nina Mika-Helfmeier von Marion Beckers und Elisabeth Moortgat (beide Mitbegründerinnen des Verborgenen Museums in Berlin) und dem Ullstein-Verlag großartig unterstützt.
Fotografie-Forum der StädteRegion Aachen, Austraße 9, Monschau
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Frida Orupabo, Batwoman, 2021 © Frida Orupabo und Galerie Nordenhake
Berlin | Stockholm | Mexiko-Stadt
Aus historischen Fotografien der Kolonialzeit sowie Bildern der Gegenwart, aus Ethnografie, Medizin und Wissenschaft sowie der Kunst und Popkultur seziert Frida Orupabo Darstellungen des Schwarzen, meist weiblichen Körpers, um Themen wie koloniale Gewalt, Rassismus, Sexualität, Identität und Zugehörigkeit zu verhandeln. Im Neu-Arrangieren und Zusammenfügen zergliederter Bildfragmente entstehen widerständige Figuren der vom Kolonialismus geprägten Gegenwart, die uns zum Blickaustausch herausfordern.
Frida Orupabo, Girl on Horse, 2021 © Frida Orupabo und Galerie Nordenhake
Berlin | Stockholm | Mexiko-Stadt
Orupabos Auseinandersetzung mit persönlicher und kultureller Zugehörigkeit bildet die Ausgangslage ihrer feingliedrigen, skulptural wirkenden Collagen und Videoinstallation. Schicht für Schicht setzt die Künstlerin zerschnittene Abbildungen Schwarzer Körper neu zusammen, um sich selbst in die Geschichte(n) einzuschreiben, die keinen Platz für sie vorgesehen haben, oder aber um die Bilder, in die sie hineingezwängt wird, so zu verdrehen, dass sie sich darin wiedererkennt. Prozesse der Objektivierung, Fixierung und Fremdbestimmung werden somit dekonstruiert, wodurch auf unbehagliche und verstörende Weise spürbar wird, wie die Fotografie massgeblich an der Bildung und Fortschreibung von kolonialen Machtverhältnissen und Gewalt beteiligt ist.
«Ich interessiere mich dafür, was wir sehen und wie wir sehen. Meine Beschäftigung mit Bildern aus dem kolonialen Archiv und der Collage als Medium untersucht deren Vermögen, Dinge aufzubrechen, zu zerlegen und inneue Zusammenhänge zu stellen,» so Frida Orupabo
Frida Orupabo, Omega, 2021 © Frida Orupabo und
Galerie Nordenhake Berlin | Stockholm | Mexiko-Stadt.
Installationsfoto Kunsthall Trondheim: Susann Jamtøy
Die Social-Media-Plattform Instagram, an die sich eine in der Ausstellung gezeigte Videoinstallation in ihrer neunteiligen Anordnung anlehnt, begann Orupabo vor ungefähr zehn Jahren als Ordnungssystem, Ausdrucksform und als persönliches Archiv zu nutzen. Gleichzeitig wagte sie sich über Instagram auch erstmals mit ihrer Arbeit an eine Öffentlichkeit. Orupabo arrangiert und verdichtet im Netz gesammelte Foto-, Video- und Textschnipsel aus unterschiedlichsten Quellen zu vielschichtigen Erzählungen, wobei sie die Darstellung Schwarzen Lebens aus eindimensionalen Repräsentationen herauslöst und ihm die Komplexität, Ambivalenz und Widersprüchlichkeit einer jeden menschlichen Existenz zugesteht.
Frida Orupabo, Seated With Two Hands und Girl With Necklace, 2021
© Frida Orupabo und Galerie Nordenhake Berlin | Stockholm | Mexiko-Stadt.
Installationsfoto Kunsthall Trondheim: Susann Jamtøy
«Ich möchte Subjekte hervorbringen, die auf die Vergangenheit blicken unddiese hinterfragen, anstatt blosse Objekte zu sein, ein fernes Anderes, das beschrieben und in eine Schublade gesteckt werden kann,» Frida Orupabo Subtil widerständige oder emanzipatorische Momente durchziehen Orupabos Collagen: der direkte Blick oder die geballte Faust; Figuren, die fliegen oder in einem anmutigen Schwebezustand verharren. Sie strahlen Stolz und Würde aus und versuchen, jene eingrenzenden Bild- und Vorstellungskategorien zu transformieren, die sie zugleich vorführen oder zumindest andeuten.
Die Collage Batwoman bringt diese Dynamik beispielhaft zum Ausdruck, indem sie dem rassistischen Blick, der auf Schwarze Menschen herabschaut, als wären sie Tiere, mit einer Mischung aus unerschütterlicher Stärke und graziöser Leichtigkeit die Stirn bietet. Das Logo einer Bildagentur – als Wasserzeichen auf der Fotografie sichtbar – hat Orupabo nicht entfernt oder retouchiert, sondern sich ebenfalls angeeignet. Selbst wenn Bilder aus kolonialen Archiven frei im Netz zirkulieren, besitzen vornehmlich weisse Institutionen die Rechte – wodurch sie sich nicht nur an den Bildern bereichern, sondern auch über den Kontext mitentscheiden, in dem diese erscheinen dürfen.
Die im Fotomuseum Winterthur präsentierten Collagen sind auch Ausdruck einer ästhetischen Suchbewegung Orupabos, die sich dem voyeuristischen, sexualisierenden wie sexistischen Blick zu entziehen versucht, indem das Geschlecht der collagierten Körper zunehmend undefinierbar wird. Schliesslich weitet Orupabo ihre Bildsprache auch über Motive aus Renaissance-Gemälden und Verweise auf die figurative Malerei aus.
In Orupabos Collagen treten die Bruchstellen sichtbar hervor wie Narben. Sie markieren die gewaltsame, räumlich wie zeitlich dissoziierte koloniale Erfahrung, die sich in den Lebensrealitäten, Erfahrungswelten und Bildern unserer Gegenwart fortschreibt. Indem sich Orupabo das koloniale Bildgedächtnis aneignet, es auseinanderreisst, neu zusammenfügt und daraus (eine) potenziell andere Geschichte(n) formuliert, sind diese Narben Ausdruck eines Verarbeitungsprozesses. Sie implizieren vielleicht aber auch die Möglichkeit einer Heilung – wenn wir uns auf die Blickbegegnung einlassen, uns ihren Irritationsmomenten und Ambivalenzen stellen und uns ihrer komplexen Wirkungsweise bewusst werden.
Das Fotomuseum Winterthur präsentiert die erste Einzelausstellung von Frida Orupabo in der Schweiz. Begleitend zur Ausstellung entwickelt Legion Seven eine Sound-Performance, die mit den Arbeiten Orupabos in einen Dialog tritt und das Spannungsfeld von Identität, Zugehörigkeit und Repräsentation erkundet. Legion Seven bricht mit normativen Zwängen:
Die Trümmer der Kult-Starrheit, in die Seven hineingeboren wurde, werden in Traum- Mythologien, Science-Fiction und Chaos-Logiken zerstreut. Dabei entstehen Projekte, die so vielfältig sind wie die Vorstellungskraft. Als Kooperation mit dem Museum Rietberg und der dortigen Ausstellung «The Future is Blinking» (18.03.–03.07.2022) angelegt, arbeitet sich die neu entwickelte Performance auch am Spannungsfeld ab, das sich zwischen beiden Ausstellungen in Bezug auf Fragen zu fotografischer Repräsentation und Selbstbestimmung eröffnet. Frida Orupabo (*1986) lebt und arbeitet in Oslo, Norwegen. Nach ihrem Studium der Soziologie arbeitete sie als Sozialarbeiterin mit Sexarbeiterinnen und Opfern von Zwangsprostitution. Seit 2013 macht Orupabo ihre Arbeiten auf Instagram unter dem Namen @nemiepeba öffentlich und seit 2017 stellt sie als Künstlerin aus. Ihre Arbeiten waren international in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, u.a. an der Biennale von São Paulo (2021), in der Kunsthall Trondheim (2021), im Museum Ludwig, Köln (2020), der Biennale di Venezia (2019), der Julia Stoschek Collection, Berlin (2018) oder der Galerie Nordenhake, Stockholm (2018).
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F. C.-Gundlach: Berliner-Mode fotografiert auf dem Dach
des RCA-Building 1958 Berlinische-Galerie
Mode und Kunst sind Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen und individueller Bedürfnisse. In der Sammlung der Berlinischen Galerie ist das Thema überraschend und vielfältig präsent. Neben einer großen Zahl von Modefotografien quer durch das 20. Jahrhundert sprechen ebenso viele Gemälde und Zeichnungen von der Rolle der Mode als Ausdrucks- und Repräsentationsmittel einer Zeit: vom Reformkleid um 1900 über die Dada-Dandies der 1920er Jahre bis zu avantgardistischen Kleidungsentwürfen in der zeitgenössischen Kunst.
Mode in und aus Bildern
1903 veröffentlichte Anna Muthesius, Protagonistin der Reformbewegung in Deutschland, ihre Schrift »Das Eigenkleid der Frau«. Sie lehnte das einschnürende Korsett der Frauenkleidung ab und plädierte für eine Mode, die der natürlichen Form des Körpers folgt. Auch mit ihrer eigenen Kleidung verstand sich Muthesius als Botschafterin. Auf zahlreichen Fotografien präsentierte sie sich etwa mit einem selbstentworfenen weiten Taftkleid. Es wurde 1984 nachgeschneidert und gelangte in die Sammlung der Berlinischen Galerie.
Besonders in den 1920er Jahren gehörten Mode-Illustrationen für den schnell wachsenden Markt der Zeitschriften zu wichtigen Ausdrucks- und zugleich Einkommensmöglichkeiten von Künstlerinnen. So machte sich Jeanne Mammen in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre einen Namen mit ihren aquarellierten Gesellschaftsszenen, die zeigten, wie sich Frauen auf der Straße, im Café, auf dem Maskenball modisch präsentierten. Lieselotte Friedlaender wurde als Redakteurin des vom Mosse-Verlag herausgegebenen»Moden-Spiegels« zur einer der einflussreichsten Modezeichnerinnen ihrer Zeit. Aus Friedlaenders im Stadtmuseum Berlin beheimatetem zeichnerischem Nachlass werden wichtige Beispiele ihrer Arbeit gezeigt, die der Berliner Leserschaft Kreationen aus Pariser und Berliner Modehäusern vorstellten.
Jacob-Hilsdorf: Anna-Muthesius 1911 Berlinische-Galerie
Herbert-Tobias: ...und neues Leben protzt aus den Ruinen...
Berlin 1958_1954 Berlinische-Galerie
Die perfekte Kombination aus Bild und Kleid gelang bei einer berühmten Modeaufnahme von Herbert Tobias aus dem Jahr 1954: Umgeben von Kriegstrümmern präsentiert das Model Irmgard Kunde eine prächtige Abendrobe des deut- schen Modedesigners Heinz Oestergaard. Ebenjenes Kleid hat sich in der Sammlung des Berliner Stadtmuseums erhalten. Es wurde für unsere Ausstellung aufwendig restauriert und wird nun gemeinsam mit dem Foto »...und neues Leben protzt aus den Ruinen...« ausgestellt.
In den 1980er Jahren waren marode Gebäude für die künstlerische Bohème des Prenzlauer Bergs nicht allein Kulisse für ihre selbstentworfene Mode, sondern auch freiheitliche Lebensorte, fotografiert unter anderem von Sibylle Bergemann. Hier ist es ein Anliegen der Ausstellung, die in den Fotografien der in Ost-Berliner Hinterhöfen inszenier- ten Kleidungsstücke zu präsentieren. Die ungewöhnlichen Materialien dieser Modelle versprühen nun den Besucher*innen vis-à-vis ihren spröden Charme: Angelika Krokers märchenhafter »Allerleirauh-Mantel« (1988) aus Leder und ihr »Vogelkostüm« (1989–93) haben gemeinsam mit den Aufnahmen von Sibylle Bergemann ihren Auftritt.
Künstler*innen tragen Mode
Kleidung von Künstler*innen beschränkte sich in der Moderne nicht auf den Malkittel. In Berlin posierte der Dadaist Raoul Hausmann 1929 vor der Kamera von August Sander in seiner selbstentworfenen »Oxfordhose«. Hannah Höch, die zwischen1916 und 1926 als Entwurfszeichnerin für die Handarbeitsredaktion des Ullstein-Verlags arbeitete, schuf Stickmuster, die sie auch als Motivquellen für ihre Collagen nutzte. Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt dieser Höch’schen Arbeiten. Die Künstlerin trug die Mode der Neuen Frau: So offenbart es ein Gesellschaftskleid von 1925, das aus der Textilsammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg ausgeliehen werden kann.
Im Berlin der 1980er Jahre sind es Künstler*innen wie Elvira Bach oder Claudia Skoda, die Kunst und Selbstinszenierung via Kleidung verbinden. Der queere Fotograf Rolf von Bergmann wurde zum wichtigen Chronisten der Berliner Szene und hat der Berlinischen Galerie zahlreiche Kleidungsstücke aus eigenen Auftritten hinterlassen, die erstmals museal inszeniert werden.
Mode in der zeitgenössischen Kunst
Künstlerinnen wie Wiebke Siem, Ursula Sax oder Alexandra Hopf verwenden Motive der Mode, indem sie Kleidung als skulpturales oder performatives Material einsetzen.
Alexandra Hopf interpretiert in ihren textilen Objekten und Installationen historische Quellen, etwa die konstruktivistische Einheitskleidung, die nach der Russischen Revolution von Künstler*innen wie Warwara Stepanowa, Wladimir Tatlin und Alexander Rodtschenko entworfen wurde. Schnitte, Stoffe und geometrische Formen übernimmt und inszeniert Hopf als Produkte einer fiktiven »Maison Tatline«, beispielsweise ein Mantelmodell in verschiedenen Größen übereinander drapiert. Wir haben die Künstlerin gebeten, für die Ausstellung Raoul Hausmanns »Oxfordhose« als textiles Objekt zu realisieren. Daraus entstand eine Studie zu diesem Kleidungsstück, seiner Entstehung und seinem Gebrauch. Alexandra Hopf entwicklete daraus eine Installation, die das Kleidungsstück mittels Farbe, Bewegung, Licht und Klang neu inszeniert.
Über den Zusammenhang von Mode und Moderne gibt es vielfältige Forschungen, auch in der Kunst. Hannah Höch genügte für dieses weite Feld ein Piktogramm, bestehend aus drei kleinen Zeichnungen: „Expressionismus + Architektur + Einstein Relativitätstheorie + Radio = Mode“. Heute, hundert Jahre später, ließe sich vielleicht eine andere Formel nden.
Künstler*innen (Auswahl):
Karl Arnold, Martin Assig, Elvira Bach, Patrizia Bach, Sibylle Bergemann, Rolf von Bergmann, Benno Berneis, BLESS, Erwin Blumenfeld, Tabea Blumenschein, Marc Brandenburg, Hans Peter Feldmann, Lieselotte Friedlaender, Ulrike Grossarth, George Grosz, F. C. Gundlach, Gerd Hartung, Bertram Hasenauer, Raoul Hausmann, Hannah Höch,
K.H. Hödicke, Alexandra Hopf, Astrid Köppe, Käthe Kruse, Juliane Laitzsch, Alyssa DeLuccia, Ute Mahler, Jeanne Mammen, Anna Muthesius, Helmuth Newton, Ulrike Ottinger, Lilla von Puttkamer, Rafael Rheinsberg, Frieda Riess, Uta Sax, Rudolf Schlichter, Wiebke Siem, Franz Skarbina, Claudia Skoda, Eugen Spiro, Herbert Tobias, Wols, Yva
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Small tired boy [Raymond Melchers aged 7] waits at cross roads for transport'
© Lee Miller Archives, England 2013. All rights reserved.
Im Januar 1945 folgte Lee Miller den alliierten Truppen über das Elsass und die Ardennen. Dabei machte sie auf ihrem Weg nach Köln auch in Aachen und der Umgebung Halt, Bilder, die nun zum ersten Mal in einer Ausstellung präsentiert werden.
Cologne was heavily bombed and fiercely held by the Germans against the US advance,
until it fell on 5th March 1945. The cathedral, which dates from the 13th Century, took many direct hits.
The rubble at the foot of the gothic columns gives an impression of fallen leaves in a forest.
© Lee Miller Archives, England 2013. All rights reserved.
Plaster work, Aachen facade with Dreifaltigkeitskirche in background
© Lee Miller Archives, England 2013. All rights reserve
Lee Millers Fotografien dokumentieren einerseits schonungslos das Ausmaß der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, die schweren Verletzungen und Toten. Andererseits zeigen sie aber auch, dass das Leben schon kurz nach Kriegsende trotz aller Widrigkeiten auf irgendeine Weise weiterging. Der Weg der US-Truppen führte Lee Miller anschließend in den Osten und Süden Deutschlands, wo sie die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau dokumentierte und gemeinsam mit David E. Scherman als Erste Hitlers Privatwohnung in München betrat. Es folgten weitere Stationen wie Leipzig und Wien, wo sie den Selbstmord von treuen Nationalsozialisten oder schwer verletzte Kinder in einem Krankenhaus auf eindrucksvollen Bildern festhält. Gezeichnet von dem Gesehenen und Erlebten kehrte Lee Miller 1946 nach Großbritannien zurück und gab die Arbeit als Fotografin auf.
David E. Scherman, Artists Estate"
© David E. Scherman, England 2013. Courtesy Lee Miller Archives. All rights reserved.
In der Ausstellung wird die filmische Dokumentation „Lee Miller. Der Weg auf die andere Seite des Spiegels“ von Sylvain Roumette gezeigt.
Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Nina Mika-Helfmeier und ist eine Zusammenarbeit mit dem Lee Miller Archiv und den Opelvillen in Rüsselsheim.
Fotografie-Forum StädteRegion Aachen, Austraße 9, 52156 Monschau
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Vielfältige Bezüge zwischen den beiden Präsentationen werden zu entdecken sein. Damit geht die Photographische Sammlung ins 25. Jahr ihres Ausstellungsprogramms im Kölner Mediapark. Mit dem Werk von August Sander, dessen Archiv einer der Ausgangspunkte für die Sammlungs- und Programmkonzeption der Institution ist, ist zunächst das Genre des Porträts verstärkt hervorzuheben. Sander hat mit seinem Kulturwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“, aktuell mit über 50 Originalabzügen repräsentiert, das photographische Porträt in eine innovative, sachlich dokumentarische Dimension geführt.
So wird in den Porträtarbeiten der Sammlung etwa nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft gefragt, nach Identität, nach sozialen, familiären und beruflichen Situationen und Beziehungen sowie nach den Erfordernissen bestimmter Lebensabschnitte und Lebensbedingungen. Der Einfluss der Zeit mit seinen Impulsen, Möglichkeiten und Synergien ist dabei – so sehr sich dieser auch wandelt – eine ganz entscheidende Komponente.
Dokumentarische Projekte, die über längere Zeiträume verfolgt werden, machen diesen Zusammenhang besonders anschaulich. Deutlich wird, der Mensch steht zu jeder Zeit in Wechselwirkung mit seinem kulturellen Umfeld. Dieser Umstand spiegelt sich nicht allein im Erscheinungsbild seiner Existenz, sondern auch in der Gestaltung seiner Lebenswirklichkeit.
Photographische Sammlung, Im Mediapark 7, 50670 Köln
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Nieblum, Januar 2020, aus der Serie Inseljugend Föhr 2019/20
© Courtesy of the artist
Andreas Jorns (* 1966) stellte sich als Artist in Residence des MKdW genau diese Fragen. Im Winter 2019/20 begab er sich auf Spurensuche. Sieben Wochen lang begleitete er weit mehr als 100 junge Menschen auf Föhr. Er besuchte sie in der Schule und in der Freizeit, sprach mit ihnen in den Klassenräumen und zu Hause.
Nieblum, November 2020, aus der Serie Inseljugend Föhr 2019/20
© Courtesy of the artist
Hedehusum, November 2020, aus der Serie Inseljugend Föhr 2019/20
© Courtesy of the artist
Die Jugendlichen ließen es zu und zeigten ihm ihre Lebenswelten. Jorns war beim Musizieren und bei Chorproben dabei, traf sie am Strand, beim Sport, bei Vereinsaktivitäten und an ihren privaten Rückzugsorten, feierte, tanzte und diskutierte mit ihnen. Im November 2020 kehrte Andreas Jorns zu einem zweiten Aufenthalt auf die Insel zurück, um erneut mit den Jugendlichen zu arbeiten. Welche Auswirkungen auf ihre Lebenspläne zeigt die Corona- Pandemie womöglich?
© Courtesy of the artist
Nieblum, Januar 2020, aus der Serie Inseljugend Föhr 2019/20 ©
Courtesy of the artist
Das Ergebnis dieser in der Geschichte der Insel einmaligen fotografischen Recherche ist in der Ausstellung Inseljugend zu sehen. Die Schau gehört zur Ausstellungsreihe Made on Föhr, die in unregelmäßigen Ab- ständen Ergebnisse aus dem Artist-in-Residence- Programm des MKdW zeigt. Es ist die erste museale Ausstellung des Fotografen.
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Olivier Goethals
201707 / SOLO / Spatial intervention / Maria chapel,
Machelen-Aan-De-Leie (BE) / Art-residence space commissioned by
Nucleo, Studio Start, Veneco and Cas-co / MDC
Olivier Goethals © Michiel De Cleene
Die Ausstellung stellt künstlerische Positionen an der Schnittstelle von Kunst und Architektur vor. Jedes Kapitel knüpft dabei direkt an die wechselvolle Geschichte des Gebäudes an, welches ursprünglich im Zweiten Weltkrieg als getarnter Luftschutzbunker errichtet, dann in den Nachkriegsjahren als Internierungslager genutzt, und schließlich in ein Wohn- und Bürohaus umgewandelt wurde.
Der dritte und abschließende Teil der Trilogie, unter dem Titel „The Architecture of Transformation“, bezieht sich auf die Transformation des Gebäudes in seinen heutigen Zustand und thematisiert den architektonischen Wandel im gesellschaftlichen Zusammenhang. Sechs Künstler aus den USA, Kanada, Saudi-Arabien, Frankreich, Belgien und der Schweiz zeigen Arbeiten unterschiedlicher Medien, die zum Teil speziell für die besondere Architektur der Ausstellungsräume in Auftrag gegeben wurden.
Dana Awartani
Installation shot of I went away and forgot you.
A while ago I remembered. I remembered I’d forgotten you. I was dreaming,
2017 at the Pera Museum, Istanbul.
Image courtesy of the Pera Museum
Die in Dschidda lebende palästinensisch-saudische Künstlerin Dana Awartani thematisiert in ihren Arbeiten den rasanten, gesellschaftlichen Wandel in ihrem Heimatland und die daraus resultierenden Spannungen zwischen Tradition und Moderne.
Eine ortsspezifische Intervention des belgischen Architekten und Künstlers Olivier Goethals wird die architektonischen Gegebenheiten der Ausstellungsräume in einer Art und Weise ergänzen, die eine neue Sichtweise auf vermeintlich Bekanntes ermöglicht.
Eva Nielsen
Polhodie III (2019); 200 x 170 cm
Oil, acrylic and silkscreen ink on canvas
Courtesy die Künstlerin, Jousse Entreprise, Paris und The Pill, Instanbul
© photo Stéphane Ruchaud
Durch eine besondere Kombination von Fotografie und Malerei hinterfragt die französisch-dänische Künstlerin Eva Nielsen architektonische Strukturen von Vorstädten und ökonomisch benachteiligten Wohnvierteln.
Jeremy Shaw
Quantification Trilogy, Julia Stoschek Collection Düsseldorf, DE 2021.
Courtesy der Künstler und KÖNIG Galerie, Berlin, London, Seoul
Photo: Timo Ohler
Der in Berlin lebende kanadische Künstler Jeremy Shaw untersucht in seinen Arbeiten die Strukturen veränderter Bewusstseinszustände und das menschliche Streben nach Transzendenz.
Hannah Weinberger
When You Leave, Walk Out Backwards, So I’ll Think You’re Walking In, 2012,
22 channel sound installation, Installation view,
Kunsthalle Basel, Switzerland, Photo: Gunnar Meier
Eine speziell für die Ausstellung in Auftrag gegebene Sound-Installation der Schweizer Medien-, Installations-und Performancekünstlerin Hannah Weinberger komplementiert bestehende Lücken der Architektur durch akustische Interventionen.
Andrea Zitte
A-Z Wagon Stations: Second Generation, 2012–Present Powder
coated steel, aluminum, plexiglass, wood, canvas, futon, pillow,
hand brush, straw hat
91.4 × 228.6 × 228.6 cm
36 × 90 × 90 inches
© Andrea Zittel
Courtesy the artist and Sprüth Magers Photo: Lance Brewer
Die amerikanische Bildhauerin und Installationskünstlerin Andrea Zittel skizziert in ihren Werken bewohnbare Skulpturen, in denen sich die Grenzen zwischen Kunst und dem alltäglichen Lebensraum miteinander verwischen.
Eine umfassende Archivwand, die im Zentrum der Ausstellung präsentiert wird, ergänzt die künstlerischen Positionen. Sie illustriert sowohl den historischen Kontext der ursprünglichen Nutzung des Gebäudes als Bunker während des Zweiten Weltkriegs als auch dessen Funktion und Bedeutung in der Nachkriegszeit und die Umnutzung und Transformation der Architektur in ihren heutigen Zustand.
Die Ausstellung setzt die gezeigten, künstlerischen Positionen in direkten Bezug zur Geschichte und der Architektur der ungewöhnlichen Ausstellungsräume. Sie lädt den Besucher dazu ein, sich mit der Bedeutung architektonischer Strukturen als Zeugnisse der Geschichte imWandel der Zeit auseinanderzusetzen.
Kuratiert ist die Ausstellung von Sam Bardaouil und Till Fellrath
Ungererstrasse 158, München
Für einen Besuch muss ein Zeitticket gebucht werden:
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Alexander Tutsek-Stiftung Wide Open. Ins Offene
Zeitgenössische Fotografie & Skulptur aus Glas
Installationsansicht BlackBox
copyright Alexander Tutsek-Stiftung
Foto Marion Vogel
Erstaunlicherweise gibt es immer noch so manchen Kunst- und Fotografiebegeisterten in München den der Weg noch nie in die Schwabinger Karl-Theadorstraße geführt hat, in den Stammsitz der Stiftung, einer Villa, die mit ihrem charmanten etwas verwinkelten Räumen einen wunderschönen Rahmen für Kunst bildet.
Jetzt hat man zeitgleich zum zwanzigjährigen Jubiläum in der neuen BlackBox in der Parkstadt Schwabing einen zusätzlichen Stammsitz für Kunstausstellungen und mehr eröffnet. Wer meint, dass ein Neubau wie der in der Muchastraße im Münchner Norden sicherlich nicht die Atmosphäre bieten kann wie es die lieb gewonnene Villa tut, der hat sich getäuscht: Lichtdurchflutete große Räume bieten ganz neue und andere Möglichkeiten großformatige Fotografien und raumfüllenden Installationen zu perfekt zu präsentieren.
Robin Rhode
School of Fish, 2012
9 Teile, je 39,8 x 60 cm
copyright Robin Rhode
Alexander Tutsek-Stiftung Wide Open. Ins Offene
Zeitgenössische Fotografie & Skulptur aus Glas
Installationsansicht BlackBox
copyright Alexander Tutsek-Stiftung
Foto Marion Vogel
Weng Fen
Bird's Eye View - Shanghai No.1, 2005
copyright Weng Fen
Courtesy Tang Contemorary Art
WIDE OPEN. INS OFFENE: Was ist mit dem Titel der Ausstellung gemeint? Das „Offene“ wird verstanden als ein Feld der Energien, als Raum ohne Limitierungen und Zwänge. In dieses Offene laden uns die Werke der Künstler*innen ein, die mit ihren Bildern und Geschichten, Erfindungen und Experimenten, ihren Vorstellungen und Visionen die Begrenzungen des Denkens und Fühlens sprengen. Sie öffnen weit den Blick, lassen uns hinaustreten und über den Zaun schauen, um sich dem eigenen Selbst zu öffnen sowie dem Anderen - und um das Unmögliche zu denken. Die Werke arbeiten sich ab am emotionalen, politischen, sozialen und ökologischen Zustand der Welt und eröffnen so ein weites Feld, um über die Bedingungen eines menschlicheren Lebens nachzudenken.
Shen Wei
Self Portrait (Bent), 2009
copyright Shen Wei
Courtesy Flowers Gallery
Alexander Tutsek-Stiftung Wide Open. Ins Offene
Zeitgenössische Fotografie & Skulptur aus Glas
Installationsansicht Villa
copyright Alexander Tutsek-Stiftung
Foto Marion Vogel
Die Fülle der Arbeiten und der künstlerischen Praktiken ist eines gemeinsam: ihre Auseinandersetzung mit fundamentalen Themen unserer Zeit. So erwarten die Besucher in der Ausstellung "Wide Open. Ins Offene" Expeditionen in weite, unberührte Landschaften und in die Wüsten der Zivilisation, in das Universum und in jenseitige Welten.
Laure Prouvost
Colling System 3 (for global warning), 2018
copyright VG Bild-Kunst, Bonn, 2021
Courtesy Alexander Tutsek Stiftung
Foto Marion Vogel
Zu den ausgestellten Künstlern gehören unter anderem Monica Bonvicini / Cao Fei / Julian Charrière / Jimmie Durham / Gao Bo / Carlos Garaicoa / Jitka Hanzlová / Shirazeh Houshiary / Alicja Kwade / Frida Orupabo / Liao Pixy / Laure Prouvost / Robin Rhode / Ursula von Rydingsvard / Anri Sala / Shen Wei / Kiki Smith / Wang Bing / Yin Xiuzhen
Kuratiert von Dr. Petra Giloy-Hirtz und Dr. Eva Maria Fahrner-Tutsek
Alexander Tutsek-Stiftung - Villa, Karl-Theodor-Straße 27, München
Alexander Tutsek-Stiftung - BlackBox, Georg-Muche-Straße 4, München
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Helmut Newton
Thierry Mugler Fashion, US Vogue, Monte Carlo 1995
© Helmut Newton Foundation
Die Ausstellung sollte ursprünglich anlässlich des 100. Geburtstags des Fotografen eröffnet werden, wurde jedoch aufgrund der aktuellen Situation um ein Jahr verschoben; sie hält neben zahlreichen Bildikonen von Helmut Newton auch manche Überraschungen für die Besucher*innen bereit.
Helmut Newton
Carla Bruni, Blumarine, Nice 1993
© Helmut Newton Foundation
Mit etwa 300 Werken, von denen die Hälfte zum ersten Mal gezeigt wird, präsentiert der Stiftungskurator Matthias Harder unbekanntere Aspekte aus Newtons Werk, darunter vor allem seine ungewöhnlichen Modefotografien der unterschiedlichen Dekaden, die den sich wandelnden Zeitgeist widerspiegeln. Abgerundet wird die Präsentation durch Polaroids und Kontaktbögen, mit denen man in der Ausstellung der Entstehung berühmter Motive nachspüren kann, sowie Sonderveröffentlichungen, Archivalien und Zitate des Fotografen.
Helmut Newton
Karl Lagerfeld at Chanel, Paris , 1983
© Helmut Newton Foundation
Seinen unnachahmlichen Stil fand Newton im Paris der 1960er-Jahre, etwa mit den Aufnahmen der damals revolutionären Modeentwürfe von André Courrèges. Neben den klassischen Studioaufnahmen arbeitete der Fotograf auch in den Straßen von Paris und inszenierte seine Modelle etwa als vermeintliche Demonstrantinnen oder im Rahmen einer Paparazzi-Story; stets im Auftrag bekannter Modemagazine. Die teilweise engen Rahmenbedingungen und Erwartungen seiner Auftraggeber waren für ihn gleichzeitig ein Anreiz, gegen die traditionellen Darstellungsmodi zu opponieren.
Helmut Newton
Jenny Capitain, Pension Florian, Berlin 1977
© Helmut Newton Foundation
Seit den 1970er-Jahren hatte Newton hingegen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten beim Shooting vor Ort, ob per Helikopter am Strand von Hawaii oder in einem Pariser Stundenhotel, wo er Unterwäsche fotografierte und über die Spiegel im Raum stets im eigenen Bild sichtbar blieb. So testete Newton immer wieder gesellschaftlich-moralische Grenzen aus und definierte sie mitunter neu; er verstörte und verzauberte die Menschen mit seinen Visionen und Visualisierungen von Mode und Weiblichkeit – und das bis zu seinem Lebensende. Wohl kein Fotograf wurde häufiger publiziert als Helmut Newton. Heute sind viele seiner ikonischen Bilder Bestandteil unseres kollektiven Bildgedächtnisses. Doch nach einer intensiven Recherche im Stiftungsarchiv kommen nun vergessene, überraschende Fotografien ans Licht.
Helmut Newton
Elle, Paris, 1969
© Helmut Newton Foundation
In June’s Room wird während der Laufzeit der Retrospektive eine Sonderausstellung zum Werk von June Newton alias Alice Springs gezeigt – im Andenken an die Stiftungspräsidentin, die im April 2021 in Monte Carlo verstarb und inzwischen neben ihrem Mann in Berlin zur letzten Ruhe gebettet wurde.
Zur Ausstellung HELMUT NEWTON. LEGACY erscheint die umfangreiche, gleichnamige Publikation im TASCHEN Verlag, hg. v. Matthias Harder, Hardcover, 24 x 34 cm, 424 Seiten, ISBN 978-3-8365-8458-6
Helmut Newton Stiftung,Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, Berlin